Masse

Auf die Wettbewerbs-Ausschreibung haben sich 89 Architekturbüros gemeldet. Die Erweiterung des regionalen Seniorenzentrums Sonnmatt scheint eine attraktive Aufgabe zu sein. Und eine Quadratur des Kreises: 80 Pflegeplätze bauen, wohnlich, zukunftsgerichtet, gut ins Gelände eingebettet, mit der ganze Infrastruktur dazu, und dann auch noch zweckmässig und wirtschaftlich. Das gibt ein Generationenwerk der Gemeinden an der Uze.

Für ein einziges Wettbewerbsprojekt arbeitet ein Büro bis zu 700 Arbeitsstunden. Alle Planer zusammen investieren ergo über 60‘000 Stunden!

Gute Ideen brauchen nicht nur eine gewisse Masse, sondern auch ein dreifaches Ja, die Zustimmung in Oberbüren, Oberuzwil und Uzwil.

E-Voting

Abstimmungssonntag, 9 Uhr. Die Stimmenzähler packen die brieflichen Stimmcouverts aus. Stimmausweis und die Stimmzettel werden getrennt. Wer was gestimmt hat, ist nicht nachvollziehbar. Später kommen die Urnenstimmen dazu. Dann werden die separaten Couverts geöffnet, die Stimmzettel nach Ja, Nein, Leer sortiert. Anschliessend wird gezählt. Schon die Höhe der Zettelstapel zeigt das Resultat.

Und was ist der Sinn dieser langen Erzählung? Papier zählen ist mühsam und langsam. Wie viel einfacher wäre das doch elektronisch? Schnell auf dem Handy oder am PC abstimmen oder wählen. Nur: Wer prüft die Plausibilität des Ergebnisses? Jetzt tun das Menschen, eben die Stimmenzähler, mit all ihren Sinnen, sozial kontrolliert. Bei aller Technologiegläubigkeit: Vertrauen entsteht durch Nachvollziehen. Und das braucht jede Wahl, jedes Abstimmungsergebnis.

Chaos

Muss man über jedes Planspiel, jedes Szenario reden? Es gehört zum politischen Alltag, dass Papier in der Schublade bleibt, Vorbereitungen für die Katz sind. Zum Glück. So sollte in der Schweiz längst die Erde tüchtig beben, statistisch gesehen. Die Pandemie-Pläne sind vergessen. Das neue Massnahmenkonzept Naturgefahren interessiert kaum.

Die aktuelle politische Lage bietet derzeit andere Szenarien. Auf diese ist man trotz Vorbereitung unvorbereitet. Was kann also eine Vorbereitung leisten? Prävention? Ehrlicherweise kann man oft nur die Chaos-Phase abkürzen. Auch das ist eine grosse Leistung, die man nicht würdigen kann, weil man nicht weiss, wie es sonst gekommen wäre.

Enkel-Trick

Betrüger konstruieren eine Notsituation. Sie appellieren ans soziale Gewissen, zuerst fein, zunehmend mit Druck. Dann zocken sie Menschen ab, gern mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel. So funktioniert der «Enkeltrick». Wer denkt, dass ihm das nicht passieren könne, der ist ein potenzielles Opfer. Die Täter sind raffiniert.

Kürzlich erzählte mir ein 90-Jähriger von seinem Enkel-Trick-Erlebnis der anderen Art. Immer, wenn er am PC das Wort «Wil» schreiben wollte, machte der Computer ein «Will» daraus. Eine politische Absicht des PC schloss er aus. Auch er hat ja nichts gegen Wil. So fand er sich mit dem lästigen Umstand ab. Bis ihm eines Tages sein Enkel den Trick zeigte, wie man diese Funktion, die Autokorrektur, ausschaltet. Das ist die positive Version des Enkel-Tricks. Wer sich für die bösartige Version interessiert, erfährt am 18. November um 19 Uhr im SeniorenZentrum Marienfried von der Polizei mehr dazu.

Professionell

«Das ist nicht professionell!», ein oft gehörter Vorwurf. In pauschaler Form ärgert er mich. Was bedeutet das genau, professionell? In der Regel bedeutet es «mehr Zeit investieren». Wer professionell agieren will, muss besser ausgebildet sein, das Business kennen. Man braucht andere Hilfsmittel. Bis man das alles hat, braucht man Zeit. Professionell heisst bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit, mehr Fremdwörter, weniger Fehlertoleranz.

Wieviel Professionalität braucht es? Die richtige Balance ist anspruchsvoll, vor allem wenn sich Einwohnerinnen und Einwohner fürs Gemeinwesen engagieren sollen. Nicht jeder, der sich fürs Gemeinwesen engagiert, ist ein Amateur. Oft fehlt für mehr Professionalität nur die Zeit und weniger tut’s auch. Nicht jeder Ruf nach Professionalität muss erhört werden. Sich selbst beschränken – das wäre professionell. Das versuch ich jetzt. Das Uzwiler Blatt muss in den Druck.

Talente

Kunst ist relativ. Sie wird nicht immer als solche erkannt. Dem Betrachter fehlt der Horizont oder die nötige Dimension im Kopf. Sagt man. Es gibt jedenfalls die Nicht-Kunst, ich rede von den Schmierereien an öffentlichen Einrichtungen, an Wänden, Unterführungen, an Kübeln, Pfosten, Strassentafeln. Das sind nur dumme Sprayereien ohne Kunstwert.

Kürzlich hat die Polizei einen Sprayer erwischt. Der Jugendstaatswalt hat den Sünder zu Busse und Schadenersatz verdonnert. Der junge Mann musste sein Werk wieder entfernen, eigenhändig. 30 Sekunden sprayen, zwei Tage schruppen. Ich geb’s zu, ein bisschen Schadenfreude hatte ich.

Kunst kommt von Können. Das Graffiti wurde tadellos entfernt. Ob der junge Mann eher ein Talent fürs Reinigen hat denn fürs Sprayen? Ob er dereinst ein Reinigungsunternehmen mit dem Spezialgebiet Graffiti-Entfernung gründet? Eine Marktlücke wär’s. Seine Talente entdecken ist auch eine Kunst.

Quelle

Diese Herbsttage bieten die ganze Palette von wunderbar farbig zu neblig-feucht, teils auch regennass. Der lange Sommer hatte südländischen Charme. Der Frühling schlug die Erwartungen. Alles bestens? Der Eindruck täuscht. So richtig anhaltend hat es schon Monate nicht mehr geregnet. Letztmals kam als es im Frühjahr zu den grossen Überschwemmungen. Das war vor einem halben Jahr. Seither haben Niederschläge unsere Wasservorräte kaum mehr aufgefüllt. Wir leben von der Reserve. Landwirte in der Region müssen teils seit Wochen Wasser zuführen. Technischen Betriebe sagen mir: Uzwil ist noch im grünen Bereich. Sollte es aber auch noch einen ’schönen› Winter geben und die Böden früh gefrieren, könnte es im nächsten Frühjahr ungewohnt kritisch werden.

Für den Wasserstand haben wir kein Gefühl, zum Beispiel. Und gehen davon aus, dass es dann schon jemand richtet. Ob Sintflut oder Dürre, den beiden Extremen kann man durch Vorsorge nur eine gewisse Zeit begegnen. Da lohnt es sich, nach der Quelle zu fragen.

Eine richtige Quelle zeigt Ihnen die Mannschaft der Technischen Betriebe am Samstag ab 10 Uhr im Vogelsberg.

Sich selbst

Man braucht etwas, will kaufen. Privat prüft man Angebote, entscheidet. Bauchgefühl darf sein. Man muss seinen Entscheid selten «wasserdicht» erklären. So auch der Unternehmer, er ist nur seiner Firma verpflichtet. Und die öffentliche Hand? Hier gibt es Spielregeln, wie sie Aufträge vergibt. Diese Spielregeln sorgen für Fairness, machen das staatliche Handeln berechenbar. Der Offertsteller hat nur eine Chance, Rabattverhandlungen gibt es nicht. Diese Spielregeln bieten zunehmend Stoff für juristische Auseinandersetzungen – auf einen Gewinner kommen x Verlierer. Schmerzlich, wenn man nicht einmal mitbieten konnte, weshalb auch immer. Die Streitlust der Unternehmer, die sonst so für einen schlanken Staat sind, hat generell zugenommen. Das führt dazu, dass die Verwaltung um des Verfahrens Willen administrative Aufwände leisten muss, die nichts als kosten. Mittlerweile wartet man mehr als sechs Monate auf Gerichtsentscheide. Teuer, langsam, kompliziert – das öffentliche Beschaffungswesen mutiert zu einer eigenen Industrie. Es beschafft sich selbst.

Feldherren

Was heute fährt, wurde vor Jahren und Jahrzehnten geplant. Der öffentliche Verkehr hat einen langen Planungsvorlauf. Die Auswirkungen sind hingegen heute und jetzt. In diesem Spannungsfeld steht auch die kommunale Politik: Die politische Haupt-Energie für den öV dort einsetzen, wo’s um die Wurst geht – bei der langfristigen Planung. Und im kurzfristigen Verteilkampf mit dem Kanton und den Nachbargemeinden um Anschluss-Minuten feilschen. Mit Ausnahme der Stadt St.Gallen ist jede St.Galler Gemeinde bei den SBB eine kleine Nummer, auch wenn sich alle anders darstellen. Dennoch kann man nicht zufrieden sein, wenn Pendler Anschlüsse verpassen, zu lange warten müssen, keinen Sitzplatz finden. Deshalb reklamiert die Gemeinde, selbst wenn das Gesamtangebot hervorragend ist und entsprechend kostet.

Am Schluss bleibt es beim Prinzip der grossen Feldherren: Planen, kämpfen, siegen.

Praxis

Ereignisse, die jedes Jahr stattfinden, müssen eine grosse Strahlkraft haben. Was heute der letzte Schrei ist, lockt morgen keinen hinterm Ofen hervor. Und dann gibt es genau das Gegenteil: Man geht hin, weil man weiss, was einen erwartet. Der Uzwiler Herbstmarkt ist eine Kombination von beidem, quasi eine lebende Moderne, die sich stets neu erfindet. Diesen Einsatz des OK und aller Veranstalter freut besonders die Schulkinder. Sie haben am Freitagnachmittag frei, schulfrei. Wie ein Markt funktioniert, wie man Beziehungen pflegt, dafür bietet der Herbstmarkt besten Anschauungsunterricht – für Schulkinder und andere, die lieber Praxis als Theorie haben.