Fragen

Mittagszeit, im Postauto. Haltestelle Marienfried. Der Chauffeur öffnet die Türe, um weitere Gäste einzulassen. Draussen hüpfen drei Knirpse mit gelben Streifen und Schülerthek verlegen von einem Bein aufs andere. Sie strahlen über alle Backen. Ihre Frage liegt in der Luft. Einer getraut sich einen halben Schritt vor, nimmt seinen Mut zusammen: «Dürfen wir mitfahren? Nur bis zur nächsten Haltestelle?» Soviel kindlicher Charme erweicht des Chauffeuren Herz. Er winkt sie schmunzelnd herein. Wie auf Knopfdruck stürmen die Drei ins Fahrzeug und klemmen sich auf die vordersten Sitze, stolz wie Könige. Beim Aussteigen winken sie begeistert ins Cockpit zurück.

Fragen lohnt sich, die kleine Geschichte ist der Beweis. Man kommt damit weiter als man denkt und macht Freude. Hhhhmm, ist auch Gelegenheit zur Selbstreflektion. Wie lange wird es noch dauern, bis die Knirpse lieber ihr Handy fragen? Das frage ich mich. Und Sie.

Kalter Kaffee

Kaffee aus gefriergetrocknetem Pulver. Kaffee aus der italienischen Aluminium-Kanne, direkt von der Herdplatte, saumässig heiss. Filterkaffee, nicht zu bitter und ohne Satz. Vielleicht aus der Kolbenmaschine. Auf die Frage «Kaffee?» genügte früher ein «Ja» oder «Nein». Seit dem Kapsel-Fieber ist es wie bei der Krankenkasse. Man muss Fragen beantworten, die man gar nicht gestellt haben will: «Wollen Sie violett, gold, schwarz, ocker, grün, mit Mokka- oder Schokoladegeschmack, mit Spitalzusatz, Homöopathie, Fitness-Abo, Halbprivat, Auslandrettung?» Eigentlich müsste man für jede Frage, die man NICHT gestellt haben will, einen Rabatt, eine günstigere Prämie bekommen. Fragen beschränken. Das wäre eine Sparmassnahme für unsere Kantonsräte. Sie stellen der Regierung gelegentlich Fragen aus der Rubrik «Kalter Kaffee»!*

*Beispiel: Strassenverkehrssteuer für Raupenfahrzeuge im Pistendienst, Interpellation 51.15.34