Indirekt

Ende 2027, in 4 Jahren, brauchen wir einen neuen Zonenplan. Aktuell gibt es in Vorbereitung dazu „Quartiergespräche“. Die ersten 3 Termine sind durch. Sie haben Freude gemacht: Gute Diskussionen, gute Beiträge. Nicht ganz unerwartet ist „Verkehr“ das Thema Nummer Eins. Und das lässt sich verstehen:

1. Alles, was sich bewegt, wird mit hoher Priorität wahrgenommen, weil potenziell gefährlich.

2. Verkehr hat mit Siedlungsstruktur und Angebot zu tun. Wo viel ist, ist viel Verkehr.

Gesprächsstoff boten nebst Gebäudemassen, Zentrumsfunktionen und Radwege auch Robidogs, Unterflurbehälter oder Sitzbänke. Alles untergeordnete Infrastruktur und gleichwohl wichtig. Und ich danke allen Menschen, die es uns, der Gemeinde, der Gemeinschaft, möglich machen, diese untergeordnete Infrastruktur bereitzustellen. Diese kleinen Objekte, so meine Wahrnehmung aus den Quartiergesprächen, werden geschätzt, auch wenn das selten zum Ausdruck kommt – am ehesten indirekt durch der „Forderung nach mehr“.

5 Minuten

Unsere Männer vom Werkhof sind täglich im öffentlichen Raum unterwegs und drum mehr noch als ich mit Fragen der Bevölkerung konfrontiert: „Was macht die Gemeinde hier schon wieder?“ Fussgängerstreifen, Baum, Fussweg, Parkplatz, Signaltafel, Wasserbau – der Themen sind viele. Oft wissen unsere Männer grob Bescheid, nicht immer im Detail, weil Planung und Ausführung nicht beim Werkhof lag. Wie damit umgehen? Prügel für andere einstecken?

Für diesen Fall haben wir das Modell des „Fünf-Minuten-Denkers“ entwickelt. Und das geht so:

Jemand befasst sich ein Berufsleben mit einem Thema, ist Profi. Vieles von dem, was einem selbst in 5 Minuten zu besagtem Thema einfällt, dürfte dem Profi schon begegnet sein. Oder umgekehrt: Die Wahrscheinlichkeit, dass der eigene 5-Minuten-Gedanke so gut ist, dass dieser der Fachperson noch nicht begegnet ist, ist eher klein – vorsorglich Respekt haben.

Und zusätzlich: bei der eigenen Arbeit überlegen, was sich ein Vorübergehender in 5 Minuten denkt. Mindestens dafür brauchts eine Antwort.

Erfüllt dieser Text die 5-Minuten-Regel?

Flexibel

Gesellschaftliche Veränderungen lassen sich an Bauten ablesen. Bis vor rund 60 Jahren war wichtig, wie man nach aussen wirkt. Alte Bilder zeigen Menschen stets mit Kleid oder Anzug, Krawatte und Hut – gepflegte Aussenwirkung. So auch die Gebäude vor 1960. Fenster sind symmetrisch angeordnet, die Fassade sauber gegliedert, mit dekorativen Elementen, der Hauseingang sagt „herzlich willkommen“. Aussen bestimmt, was innen ist.

Und dann der Wandel. Es ist nicht mehr wichtig, wie ich gesehen werde, sondern wie und was ich sehe. Fenster werden zu Löchern in der Fassade für Licht und Sicht. Die Garage wird zum Eingang. Das Gebäudes muss innen passen. Wie es für andere wirkt, ist sekundär.

Sich von gesellschaftlichen Zwängen befreien, ist ein Gewinn. Nur bestimmt die „Ich-Baute“ des Nachbarn die freie Sicht, die ich gesucht habe, mehr als mein eigenes Haus: Man blickt ja nun von innen nach aussen.

Der nächste Entwicklungsschritt? Es gibt riesige Bildschirme. Sie könnten Fassade (aussen) und Fenster (innen) sein. Passend zu unserer Gesellschaft: Immer schön flexibel bleiben.

Spinat

Seit Popeye wissen wir um die geheimnisvolle Kraft des Spinats. Obwohl er nicht so viel Eisen enthält, wie lange geglaubt wurde. Dafür viel Nitrat. Und das sei gut für die Muskeln, vor allem in den Beinen. Also doch, Spinat gibt Muskeln, einfach aus einem anderen Grund.

Und so ist es immer wieder im öffentlichen wie im privaten Leben: das Ergebnis bleibt, nur die Begründung ändert. Wir werden den Rechnungsabschluss 2022 damit begründen, dass Herr und Frau Uzwiler brav Spinat gegessen haben.

Spiegel

Wir haben als Mensch gern Symmetrien. Es sieht einfach gut aus, fühlt sich gut an, wenn sich etwas wiederholt. Sei es eine lange Treppe, eine Häuserreihe, eine Fassade mit sich wiederholenden Mustern, gleiche Elemente in einem Bilder, eine Baumreihe, Und dann gibt es auch die Symmetrie im menschlichen Körper, wie sie Leonardo Da Vinci skizziert hat: die ausgestreckten Arme entsprechen der Körpergrösse. 

Ein Gesicht sei schön, wenn es achsensymmetrisch ist, so die allgemeine Meinung. Dabei ist kein Gesicht wirklich symmetrisch, die Wahrnehmung trügt, sie korrigiert, etwa mein hängendes Augenlid.

Warum ist Symmetrie für uns wichtig? Weil Einheit Sicherheit vermittelt, einen hohen Gestaltungswillen zeigt, ja vielleicht sogar so etwas wie ein Gütesiegel darstellt. Manchmal müssen wir sie suchen.

Viel Spass beim nächsten Blick in den Spiegel.

Idee

Wo liegt der Ursprung einer Idee? Darüber streiten sich Philosophen seit Menschengedenken. Meine Einschätzung: man weiss es einfach nicht, noch nicht.

Erfahrung und Wissen begünstigen Eingebungen. Und es gibt die Theorie, etwa von Robert Musil in seinem Buch ‚Mann ohne Eigenschaften‘, dass man zuerst unablässig suchend sein müsse, dann werde sich die Idee einstellen, aus dem Nichts.

Sie sind wichtig, die Ideen, weil sie uns als Gesellschaft voranbringen, gerade in der Welt des Wettbewerbs. Da gibt es Ideen, die schon mehrfach versucht wurden, erfolglos. Vielleicht waren die Umstände schlecht, die Zeit nicht reif, zu wenig Energie und Power da, fehlte die letzte Überzeugung?

Gerade im politischen Kontext wird die Schuld, weshalb eine Idee nicht funktioniert, gern den anderen zugeschoben. Zum Beispiel bei Verkehrsthemen, im Gesundheitswesen, in der Bildung. Und dann brauchts einen neuen Anlauf, muss nachgebessert und fokussiert werden, auf dass mit der Idee der Gehalt steigt und sie wahrgenommen wird.

Was Nichts nützen kann!

Schräg

Plattfuss am Auto. Pumpen klappt nicht, Radwechsel an befahrener Strasse zu gefährlich. Also solls der Garagist lösen. Dieser kehrt mit der Diagnose ‚Querlenker gebrochen‘ in die Werkstatt zurück, derweil will ich ihm den Schlüssel unter der Sonnenblende deponieren, auf dass er das Auto abschleppen möge. Mache die Autotür zu, zack, sie verriegelt sich: Schlüssel eingesperrt. Saublöd, das sollte doch nicht möglich sein, der Ersatzschlüssel ist in weiter Ferne. Zum Abschlepp- kommt ein Aufbruchauftrag. Und so erlebe ich, wie man mit einem Draht ein Auto aufbricht. Man presst das Fenster mit einem Luftkissen wenig auf, schiebt einen gebogenen Draht durch und betätigt mit ihm die Klinke. Das braucht Geschick und etwas Geduld. Ein Profi-Dieb könnte es wahrscheinlich schneller.

Was mir vor allem klar wird: ein schräg gekipptes Fenster zu Hause verschleudert nicht nur Energie, es ist bei gleicher Technik mit einem Draht schneller geöffnet als eine Autotür. Schräg ist gut für schräge Vögel.

Recycling

Wird heute ein Haus professionell abgebrochen, geht das geordnet. Keine Abrissbirne, kein Kurz- und Kleinschlagen. Es wird Stück für Stück zurückgebaut, Dachziegel zu Dachziegel, Fenster zu Fenster, Isolation zu Isolation usw. Gefährliche Schadstoffe wie Asbest werden aussortiert und richtig behandelt. Und am Schluss wird das Abbruchmaterial nicht einfach nur deponiert, sondern aufbereitet und wiederverwertet, etwa als Beton oder als Strassenkies von hoher Qualität.

Möglich machen dies moderne Anlagen wie jene von RCO Recycling Center Ostschweiz AG in Niederstetten mit geschlossenem Wasserkreislauf, Sortieranlagen und einem umfassenden Prüf- und Probesystem. Dank Bahntransport sollen auch die Materialströme modern organisiert werden.

Wenn man sich vorstellt, was heute steht und dereinst zu Abfall werden wird. Wir haben zur umwelttechnischen noch eine gesellschaftliche Herausforderung.

Nützliches wiederverwerten macht Sinn und braucht den Willen dazu. Recycling von Material und Ideen ist zuerst eine Kopfsache.

Choreografie

Nehmen wir an, Sie sind unzufrieden, beispielsweise mit der Gemeinde. Zu welchem Vorgehen raten Ihnen Berater und Anwälte?

Eine beliebte Choreografie des ‚Theaters‘ enthält folgende Elemente:

Man diskreditiert Entscheidungsträger indem man ihre Kompetenz und Zuständigkeit bezweifelt, in der Hoffnung, dass neue Köpfe die Vorgeschichte (noch) nicht kennen und drum milder gestimmt sind.

Danach folgt ein Streuwurf von Argumenten. Da wird alles aufgeschrieben, was so in den Sinn kommt, egal, ob man die Punkte selbst stichhaltig findet oder nicht. Die Punkte müssen nur ablenken, noch besser beschäftigen, man hat ja Anspruch auf eine Antwort.

Sodann kommt der Vorwurf der schlechten Kommunikation, das funktioniert immer. Und zum Schluss kritisiert man jedweden Lösungsvorschlag, weil man ja selten in der Pflicht ist, Brücken zu schlagen und Neues zu gestalten.

Selbst wenn man seinen eigenen Zustand unbefriedigend findet, ist er besser als Veränderung.

Viel

Wer ist ein Optimist, wer ein Pessimist? Diese Frage hat damit zu tun, woher man kommt und wohin man will. Am Beispiel beschrieben:

Skitour rund um den Säntis. Der Aufstieg zur Wagenlücke ist im Frühjahr bei schönem Wetter eine ‚heisse‘ Sache. Die Schnee reflektiert, der Hang ist südwärts ausgerichtet. Der Naturfreund wird deshalb von der Sonne von oben und unten perfekt gegrillt. Ein halbes Glas Wasser ist hier für den Durstigen sehr wenig.

Wer schon zur Darmspiegelung musste, weiss, dass man vorher literweise grässliche Abführ-Medizin trinken muss. Besonders das letzte halbe Glas ist da unendlich viel.

Ob halbvoll oder halbleer, das kommt eben auf die Verhältnisse an, ist weniger Charaktersache.

Wir sind in der Mitte der vierjährigen Amtszeit. Es braucht etwas Sport und wahrscheinlich gibts auch noch die eine oder andere bittere Pille zu schlucken, auf dass wir Ende 2024 mit Freude zurückblicken können.