Habe mich schon wieder ertappt. Ob Strommasten, Strassenkandelaber an der Gupfenstrasse, die neuen Zaunpfähle in der Rüti: Automatisch peile ich über sie hinweg, prüfe die lange Reihe intuitiv, fast zwanghaft. Stehen mehr als drei Pfosten in der Landschaft, suche ich den Fehler: Ist einer schräg, tanzt einer aus der Reihe? Abgesehen von einer alten Freileitung mit Holzmasten zwischen Flawil und Degersheim habe ich noch kaum je einen groben „Fehler“ gefunden. Im Gegenteil. Ich staune oft, wie man es schafft, über hunderte von Metern, über Kilometer, im Gebirge, durch Wälder, in der Stadt, so pfeifengerade zu bauen? Wo es doch schon schwierig ist, den Christbaum in der Stube gerade aufzustellen. Meine Mannen vom Bauamt haben es dem Bürolisten erklärt. Zuerst die Abstände ausmessen, dass der Rhythmus passt. Dann kommen das gute alte Senkblei und Keile zum Einsatz. Der mit erfahrenen Auge peilt und korrigiert. Man darf erst zufrieden sein, wenn’s stimmt. Weil jeder überprüfen kann, ob’s stimmt. Und das auch tut.
Wie kontrolliert man also etwas, von dem man nichts versteht? Ich versuch’s mit mehr Respekt, Neugier und Freude.