Kredit

In einem Gespräch erfahre ich, dass ein junger Mann für sein Berufsziel gespart hat. Jahrelang jeden Rappen auf die Seite gelegt. Und doch reicht es nicht, um seine Ausbildung in Angriff zu nehmen. Es fehlen ihm etwa 7 000 Franken. Zufällig trifft er einen Unternehmer, Mitte 30. Dieser nimmt den jungen Mann unter seine Fittiche, streckt das fehlende Geld und das Theoriematerial vor, zinslos.

Der junge Mann besteht in Theorie und Praxis und zahlt in Raten zurück, dank besserem Job in kurzer Zeit. Dieser sei zwar streng mit unregelmässigen Arbeitszeiten, zu Hauptverkehrszeiten hektisch und gefährlich, mache aber Freude.

Ich fragte den Unternehmer, weshalb er das machte. Eine Baucheinschätzung sei das gewesen. Anständiger junger Mann, mit Leistungswille, umsichtig, freundlich, nicht ungeschickt.

So geht die Geschichte eines einstigen Asylbewerbers, der mittlerweile kurz vor der Einbürgerung steht. Wahrscheinlich brauchen wir alle im Leben einmal jemanden, der uns Kredit gibt. Und eine positive Erfahrung, es ebenso zu tun.

Krux

Erfahrung ist viel Wert. Und manchmal steht sie einem auch im Weg. Etwa, wenn man als Präsident der Heimkommission bei der Erweiterung des Seniorenzentrums Sonnmatt mitwirkt. Sind da die Erfahrungen, die Lebensgeschichte des verstorbenen Vaters oder Besuche bei der Grosstante, relevant? Ja. Man kann die persönlichen Eindrücke, die Menschen, die Farben, die Töne, die Gerüche nicht ablegen, man trägt sie mit sich. Nur sind sie deswegen noch nicht allgemein gültig und nicht sicher brauchbar. Nicht jeder Fall kommt immer wieder vor und muss gelöst sein.

Es ist gar nicht so einfach, die eigenen Erfahrungen auszublenden, zu abstrahieren. Das zeigt auch aktuelle Beispiel einer St.Galler Nationalrätin. Sie sieht Handlungsbedarf bei Entscheiden der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde. Dabei stützt sie sich offenbar auf ihr Familienmodell und ihre Erfahrungen mit vier Generationen unter einem Dach. Das ist Ihr Massstab. Ich habe nichts gegen dieses Bild. Fremde Beispiele lassen einfacher erkennen: Die eigenen Erfahrungen sind zwar «bemerkenswerte Geschichten». Sie auf ein System, ein Bauwerk zu übertragen, das der Lebensraum für Pflegebedürftige und Arbeitsraum für die Mitarbeitenden sein soll, ist eine andere Geschichte, eine anspruchsvolle. Und die will sorgfältig gelöst sein.

Erfahrung

Der eine macht seinen Job auf dem Werkhof. Der zweite sorgt dafür, dass Gläubiger zu ihrem Geld kommen. Der Dritte ist für Siedlungsentwicklung, ARA und Tiefbau zuständig. Was haben Willi Allenspach, Markus Frischknecht und Markus Schwizer gemeinsam? Sie tun ihren Dienst für Uzwil seit dem Mai 1991, seit 25 Jahren – Danke!
Uzwil hat noch mehr langjährige Mitarbeitende. Gut oder schlecht? Die Mischung machts. Was mich vor allem freut an unseren ‹alten Hasen›: die Jugend muss sich anstrengen, um sie im beruflichen Alltag oder auch im Sport zu übertreffen. Das ist nicht unmöglich, so wie es nicht unmöglich ist, die ältere Garde für Neues zu gewinnen. Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit und Kontinuität sind für ein öffentliches Unternehmen und vor allem für die Bürgerschaft hohe Werte. Das merkt man erst, wenn man es nicht mehr hat. Und bevor etwas neu erfunden werden kann, muss es zuerst einmal gefunden werden.