Krux

Erfahrung ist viel Wert. Und manchmal steht sie einem auch im Weg. Etwa, wenn man als Präsident der Heimkommission bei der Erweiterung des Seniorenzentrums Sonnmatt mitwirkt. Sind da die Erfahrungen, die Lebensgeschichte des verstorbenen Vaters oder Besuche bei der Grosstante, relevant? Ja. Man kann die persönlichen Eindrücke, die Menschen, die Farben, die Töne, die Gerüche nicht ablegen, man trägt sie mit sich. Nur sind sie deswegen noch nicht allgemein gültig und nicht sicher brauchbar. Nicht jeder Fall kommt immer wieder vor und muss gelöst sein.

Es ist gar nicht so einfach, die eigenen Erfahrungen auszublenden, zu abstrahieren. Das zeigt auch aktuelle Beispiel einer St.Galler Nationalrätin. Sie sieht Handlungsbedarf bei Entscheiden der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde. Dabei stützt sie sich offenbar auf ihr Familienmodell und ihre Erfahrungen mit vier Generationen unter einem Dach. Das ist Ihr Massstab. Ich habe nichts gegen dieses Bild. Fremde Beispiele lassen einfacher erkennen: Die eigenen Erfahrungen sind zwar «bemerkenswerte Geschichten». Sie auf ein System, ein Bauwerk zu übertragen, das der Lebensraum für Pflegebedürftige und Arbeitsraum für die Mitarbeitenden sein soll, ist eine andere Geschichte, eine anspruchsvolle. Und die will sorgfältig gelöst sein.