Abschalten

Das war noch eine Zeit, als man den Fernseher für die Winter-Olympiade und die Fussball-WM mietete. Als die Familie vor der Kiste Zmittag ass, derweil Franz Klammer die Kamel-Buckel schneller übersprang als Bernhard Russi, mit Helm (!) und Fischer RC4 Lochski. Um Mitternacht kamen Testbild und Nationalhymne. Das war die Zeit, als man im Fernsehen noch rauchen durfte. Programm wechseln bedeutete aufstehen, hingehen, einen der sieben Sender-Knöpfe drücken. Zappen war Fitness nach den Regeln der Familien-Hierarchie.

Moderne Fernseher haben eine Kamera eingebaut. Diese Kamera beobachtet alles, was sich in der guten Stube bewegt. Sie erkennt Handzeichen, sogenannte Gesten. Ziel dieser Technik: Man kann sitzen bleiben, in der Luft gestikulieren und sich von «SF bi dä Lüt» zum «Schweigen der Lämmer» zum «Sport im Dritten» winken. Offenbar wird heute schön sittsam TV geschaut, konfliktfrei. Denn wie interpretiert das elektronische Auge beispielsweise jubeln? Schaltet es automatisch auf den Österreicher um? Was passiert, wenn der Fernsehsportler den Ball vom Sessel aus selbst ins Tor haut? Kommt dann das Kinderprogramm? Die Lösung bleibt wohl die selbe wie damals: abschalten.