Fressen

Auf Exkursion mit dem Natur- und Vogelschutzverein Uzwil in der ehemaligen Kiesgrube Hori ob Jonschwil. Biologe E. B. hat grad sein Studium abgeschlossen. Beeindruckend, wie er gleichzeitig reden und hören kann: die Überlebensstrategie der Gelbbauchunke erklären und gleichzeitig Vogelstimmen identifizieren. Mit dieser Fähigkeit ist er der Politik weit voraus.

Überhaupt liesse sich von und in der Natur noch viel lernen. Etwa, wie Balance hergestellt wird und was passiert, wenn diese gestört ist. Oder wie es Pflanzen schaffen, Stickstoff aus der Luft zu gewinnen und sich so auf Steinen anzusiedeln. Interessant auch, wie Lebewesen auf das Konzept von Fressen und Gefressen reagieren. Die Gelbbauchunke legt sich auf den Rücken, wenn Gefahr droht. Die Fuchsmutter tarnt ihren Bau. Das Grasfrosch-Weibchen legt 2 000 Eier, auf dass 2 gross werden.

Fressen und Gefressen werden: Wie gross der Unterschied doch ist, ob man als Mensch nur beobachtet oder sich als Teil dieses Konzepts fühlt.

PS: Wer gern Analogien zum Weltgeschehen hat: Tollwut ist sehr selten, wenn aber heftig.

Vertrauen

Abwasserreinigungsanlage, Bauprojekt. Fachleute präsentieren dem Verwaltungsrat im Halbstundentakt ihre Konzepte: Verfahren, Steuerung, Biologie, Bauphysik, Stromversorgung, Pumpen, Sicherheit, Rechen, Druckluft, Architektur, Statik und weitere mehr. Ein komplexes Vorhaben.

Ich stelle an diesem Beispiel fest: es gibt im Leben immer wieder Situationen, in denen man Menschen vertrauen muss.

Wenn ich heute Abend zu Hause wiedergeben müsste, was ich alles gehört habe, wäre ich glatt überfordert.

Wo zeigt sich Vertrauen? In der Differenz zwischen dem Verstandenen und dem Unverstandenen.

Druck

Ob das Gemeindehaus ein Jahr früher oder später fertig war, war nicht machtentscheidend. Das war auch bei der Eishalle, der Bahnhofstrasse, beim Friedhof so. Nicht aber beim Schulraum. Da ist die Zeit relevant. Ausgerechnet dieses Projekt wurde abgelehnt. Ob das eine Rolle spielte?

Zu einer Abstimmungsanalyse gehört eine Reflektion, die über eine Befragung hinaus geht. Die Einordnung der Kosten, der baulichen wie der betrieblichen hätte besser sein müssen. Über die Gründe, weshalb andere Standorte ausgeschlossen worden waren, wurde wenig gesagt. Anders als in anderen Abstimmungsgutachten gabs keine Antworten auf mögliche kritische Fragen.

Und man darf sich auch fragen, weshalb sich wenige Menschen aus dem Bildungswesen einbrachten, die politischen Parteien keine öffentliche Diskussion organisierten und die Medien im Vorfeld recherchefreien Facebook-Journalismus betrieben und erst im Nachgang Vergleiche anstellten und das Verhältnis jung und alt thematisierten. Auch das politische Personal, mich eingeschlossen, müssen sich kritische Fragen zur eigenen Wirkung stellen. Es werden Themen verknüpft, ob es passt oder nicht.

Die Aufgabe bleibt, der Druck auch.

Reserve

Die Idee mit 50-er Note als Notvorrat hinten in der Handyhülle habe er mir abgeschaut, verriet mir kürzlich der SVP-Nationalrat und Tübacher Gemeindepräsident M. G. Tübach stehe wie andere Gemeinden vor grossen Herausforderungen, unter anderem wegen der Schule. Der Bürgerschaft die Zusammenhänge in den Gemeindefinanzen und die Auswirkungen des Rechnungsmodells zu erklären, sei allerdings schwierig.

Bleiben wir bei der 50-er Note. Meine trägt noch das Konterfei von Sophie Taeuber-Arp, ist mittlerweile so alt, dass sie als Zahlungsmittel nicht mehr zugelassen ist. Sie hat für mich den emotionalem Wert, sie nicht gebraucht zu haben.

Was ist der Sinn einer Reserve? Wann ist der richtige Zeitpunkt, sie zu nutzen?

M.G. erzählt, er sei kürzlich unnötigerweise in Stress geraten und habe Leute im Umfeld um einen Batzen gebeten, weil er nicht an seine Reserve in der Handyhülle gedacht habe. Anders seine Kinder. Als er ihnen keine Süssigkeiten kaufen wollte, sei er erinnert worden: „Papi, Du häsch doch ä 50-er Note im Handy!“

Vor- und rückwärts

Kürzlich begegnete ich der Aussage, dass wir rückwärts hören. Das wurde so erklärt, dass der aktuelle Ton seine Einordnung erst mit dem nächsten neuen Ton bekommt. Die Beziehung macht aus, ob etwas fröhlich, beschwingt oder traurig klingt.

Dass wir rückwärts hören sollen, hat mich überrascht. Mit der selben Logik könnte man ja auch sagen, dass man vorwärts hört, weil man ja oft ein Gefühl dafür hat, was jetzt gleich kommen müsste. Bei einem bekannten Lied wartet das innere Ohr geradezu auf die nächste Tonfolge, die Fortsetzung der Melodie.

Ist das mit Wörtern auch so? Eine Hörweise «Silbe für Silbe» würde dazu führen, dass wir zwar alles gehört, aber nichts verstanden hätten. Auch hier muss uns der Anfang des gesprochenen Satzes noch im Geist präsent sein, wenn wir den Satz, nachdem er zu Ende gesprochen ist, verstehen wollen.

Ob rück- oder vorwärts hören, Hauptsache hören, um zu verstehen: Äussern Sie sich zur Schulfrage.

Dienst

Wann immer ich den Pallottinerinnen begegnete, war ich um ein gutes Gespräch reicher, auch um viele Gedanken für mich selbst. Oft überraschten die Schwestern mit ihrem Humor und ihrem klaren Blick auf die Gesellschaft. Sie waren bestens informiert, wussten vieles von der grossen Weltpolitik bis zum Lausbuben-Streich, von der grossen Theologie bis zum Dorfgespräch. Sie haben die halbe Region ‚auf die Welt gebracht’ und sich um die Menschen gekümmert, um Mütter, Väter, Kinder. Die Schwestern haben Alleinstehenden und Paaren in schwierigen Lebenssituationen zugehört, ohne dass die Uhr tickte.

Schade, dass sie nicht mehr da sind. Was die Frauen im Marienfried und auch im Pallotti-Huus über alle Schichten unbesehen der Konfessionen geleistet haben, kann nur mit einem grossen ‚Vergelts Gott‘ gewürdigt werden. Meinen herzlichen Dank für den öffentlichen Dienst richte ich im Namen der Uzwiler Gemeinschaft sehr gern und mit grosser Überzeugung aus.

Knapp

Denkbar knapp, das Abstimungsergebnis über die Schulanlage Sonnmatt: 50,98 % Nein.

Ob die 41 ungültigen Stimmabgaben das Ergebnis in die eine oder andere Richtung beeinflusst hätten, ist unwahrscheinlich. Man wirds nie erfahren. Es waren aber deutlich zu viele und ein Indiz, dass erfreulicherweise Menschen abgestimmt haben, die es sonst nicht tun.

Fürs nächste Mal: bitte den Stimmausweis unterzeichnen und die Stimmzettel verschlossen in einem separaten Couvert im Stimmcouvert abgeben.

Der Vorteil knapper Ergebnisse: Allen Stimmberechtigten wird wieder einmal bewusst, wie wichtig ihre Stimme ist. Jede Einzelne kann den Unterschied machen.

Problemlos

Sonne, Schnee, Terrasse, Kaffee trinken, Szenerie am Skilift beobachten. Eine Menschentraube wandert friedlich zu Örgeli-Musik durch die Drehkreuze zum Lift. Ein sonnengegerbter Mann mit Bart reicht die Bügel.

Plötzlich mischt sich ein fetter Bass in die Ländler-Musik. Eine junge Frau reiht sich hinten ein, trägt ihre Soundbox mit. Leider ergänzen sich Musikstile nicht optimal,

wie aus den Gesichtern zu lesen ist. Toleranztest. Ja, aber wieviel? Und natürlich kommt Toleranz erst ins Spiel, wenns einem die Fingernägel nach hinten rollt. Ist etwas egal, beanspruchts keine Toleranz.

Interessant der Mann am Skilift: er stellt kurzerhand seine Musik ab, bis die Dame oben ist. Das ist cool: Raum geben statt wettstreiten.

Etwas später, als sich die Szene wiederholt, sagt er freundlich zur jungen Frau: „Diesmal stellen Sie ab, bitte.“ Und es funktioniert, problemlos.

Fokus

Dinge mit etwas Distanz zu betrachten, ist einfacher, als wenn man selbst beteiligt ist. Drum gehe ich gern mal an eine Bürgerversammlung in unseren Nachbargemeinden, seis in Zuzwil, in Oberbüren, in Flawil oder in Oberuzwil. Beim Wiler Parlament schaue ich gelegentlich online vorbei.

Die Gedankengänge, die Werthaltungen in den Gemeinden unterscheiden sich weniger, als man glauben mag. Auch die Lösungsansätze sind nicht diametral anders. Wie sollen sie auch? Die Aufgaben sind ja ähnlich. Trotzdem kann man lernen, sowohl in der Sache selbst wie auch über den Prozess.

Aus diesen Seitenblicken nehme ich mit, dass man im Kontext eines Sachgeschäfts immer auch über Personen reden kann, als Teil des politischen Unterhaltungsprogramms.

Der vom Dorfbach-Geschäft geforderte Zuzwiler Gemeindepräsident Roland Hardegger meinte kürzlich erleichtert: „Was bin ich froh, dass Du jetzt im Fokus stehst und wir einen klaren Auftrag haben!“

Sportlich

Lauberhorn, Doppelsieg – da ist man einfach gern Schweizer und freut sich auf Kitzbühel.

Es braucht viel, überhaupt an die Startlinie, ins Starthäuschen zu kommen: gute Grundlagen, sorgfältige Vorbereitung, präzise Kenntnisse der Aufgabe, Geschick, Ausdauer, Disziplin. Man kann das ins Leben übertragen. Es braucht ein ganzes Team, jahrelanges Engagement vieler Menschen, dass nur schon ein Start möglich ist. Das kann nicht genug betont werden. In dieser Hinsicht ist Politik sehr sportlich.