Gekocht

Gut essen gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen des Menschen. Raffinierte Kochbücher sind hoch im Kurs. Schön angerichtete Teller werden gern fotografiert und die Bilder in alle Welt verteilt, auf dass dem Betrachter das Wasser im Mund zusammenlaufe.

Auch Menschen, die noch nie eine Sauce abgeschmeckt haben, haben eine Meinung zu dem, was gut ist. Aus dem Militärdienst ist ebenso bekannt: Jene, die noch nie eine Kartoffel geschält haben, können trotzdem meckern.

Zur Kochkunst gehört das Wissen, was wie lange braucht, seis beim Rüsten, zum Einlegen, Braten oder Backen. Die Zeitangabe im Rezept für die Zubereitung muss nicht der

Gesamtzeit vom Rüsten bis zum Essen entsprechen. Das gilt auch für viele andere Lebensbereiche.

Kurz: Die Kompetenz «essen» ist nicht gleich der Kompetenz «kochen».

Wissenschaft

Das Harvard-Konzept ist eine wissenschaftlich fundierte Verhandlungsmethode. Ziel: interessenorientierte und sachbezogene Lösungen finden, möglichst friedlich. Es basiert im Kern auf der Idee, Menschen getrennt von ihren Interessen zu behandeln – über etwas streiten, ohne persönlich zu werden.

An einer Bürgerversammlung gilt es für den Präsidenten, für Strukturen zu sorgen. Menschen sollen zu Wort kommen können. Auf dass die Versammlung gute Entscheide treffe.

Menschen und Sachen trennen. Nicht alle interessieren für die selben Themen. Was für den einen wesentlich ist, kann andere langweilen. Für die Stimmung an einer Versammlung kann das kritisch sein.

Ein Kränzchen der Uzwiler Bürgerversammlung vom letzten Montag: Es kann gelingen, Personen und Sachen getrennt zu behandeln und die Menschen trotzdem zu verbinden – nicht Wissenschaft, sondern gelebte Realität.

Verhältnis

Was unterscheidet eine Abwasserreinigungsanlage (ARA) von einem Schulhaus?

Auf einer ARA gehen nur wenige Menschen ein und aus. Auf einer ARA sind vor allem technische, biologische und hydraulische Fragen anspruchsvoll. Es riecht speziell, Motoren surren, nüchterne Atmosphäre. Abschreibungen, Zinsen und Energiekosten machen über 80 % der Jahreskosten einer ARA aus. Der Anteil an Personalkosten ist tief, das öffentliche Interesse meist auch.

Anders ein Schulhaus. Dort pulsiert das Leben. Schrillt die Glocke, sind auf einen Schlag leere Gänge rappelvoll, füllt Stimmengewirr das Haus. Lehrpersonen, Schulleitung prägen das Klima, die Atmosphäre im Haus soll inspirierend sein. Bei einer Schule sind die Personal- und Betriebskosten massgebend. Die Infrastruktur mit Abschreibungen, Zinsen und Energie machen weniger als 20 % der Jahreskosten aus.

Jede Aufgabe hat ihre Besonderheiten. Und in jedem Fall gilt: Es geht nichts über ein gutes Verhältnis.

Stil

Echt? Diese Frage muss man sich immer wieder stellen. Jüngst bat mich ein Mitglied des Gemeinderats per Mail, ein Geschenk zu besorgen. Das scharfe deutsche S im Text machte stutzig: ein bösartiger Absender, der sich hinter einer @outlook.com-Adresse verbarg. Da versuchte jemand, mit einer Geschenk-Gutschein-Masche Geld zu ergaunern. Das Mail war gut gemacht, mit dem Uzwiler Logo, das Absender-Konto plausibel.

Bald werden die Gauner besser und die kleinen Schreibfehler eliminieren, die sie verraten. Wir müssen damit leben, dass Identitäten geklaut, kopiert, verändert werden und dass damit Schabernak getrieben wird. In der Eile könnte man auf dem falschen Fuss erwischt werden.

Gefreut hat mich unser Leiter des Werkhofs, Marko Calic. Er hatte ebenfalls eine gefälschte Nachricht bekommen, mit meinem Absender, und meinte: „So schreibst Du nicht.“

(Einen) Stil zu haben, lohnt sich. Gut zu wissen, was man wann von wem erwarten kann.

Veränderung

Zum Thema Veränderung gibt es geflügelte Worte, Sprichwörter und abgedroschene Management-Phrasen. Da gibt es auch die stillen Stunden der Selbstreflektion und die Beobachtungen der Umwelt. Und den Auftrag, sich und die anempfohlenen Menschen auf Veränderungen vorzubereiten, sich ihnen zustellen und sich anzupassen, als ewigen Kreislauf: Man müsse mit der Zeit gehen, sich anpassen. Es mache einen Unterschied, ob man etwas von sich aus ändert oder ob Umstände einen zwingen.

Ob am Schluss etwas anderes als eine Prise Humor hilft, egal ob eigene Initiative oder aufgezwungene Anpassung?

Am besten gefällt mir der Satz von J.F., der an der letztjährigen HV des SAC Uzwil für die 70 (!) jährige Vereinsmitgliedschaft geehrt wurde. Auf die Frage zu seinem biblischen Alter und all die Veränderungen meinte er trocken: „Ich verstehe die Aufregung um mein Alter nicht. Ich bin immer gleich alt, nur die um mich herum werden immer jünger.“

Signal

Kaufen Sie Aktien der Signal AG oder der Walter AG in Sulgen. Beide Unternehmen produzieren Verkehrsschilder, Strassentafeln.

Die Haltung der breiten Allgemeinheit, dass mit Tafeln Probleme zu lösen seien, ist ungebrochen hoch. Mit Tafeln andere Menschen disziplinieren, davon lese ich in Mails, in Einsprachen, höre es in Gesprächen.

Zugegeben, das wäre schnell gemacht. Aber Hand aufs Herz: was nützt‘s tatsächlich? Wie gut halten Sie sich selbst an Schilder, was nehmen Sie wahr? Wissen Sie immer, wie schnell Sie fahren dürf(t)en wie die Regeln auf diesem Platz sind?

Mir ist wichtiger, dass eine Lösung ernsthaft ist als dass sie schnell befriedigt. Dazu muss sie nicht perfekt sein, aber eben ernsthaft. Und sie muss ohne übermässigen Polizeiaufwand funktionieren – denn diese Polizei haben wir nicht. Oft braucht das Zeit.

Ich bin mir nicht sicher, ob alle, die Tafeln als Lösung sehen, sich an Tafeln halten. Diesen Teil Menschlichkeit sollte man wohl auch niemandem absprechen.

Übrigens: Teurer als das Schild ist oft der Rahmen.

Sinn

Rund 3200 Uzwilerinnen und Uzwiler haben am letzten Wochenende gewählt. Und dafür danke ich Ihnen, unabhängig von der Frage, wen Sie für welches Amt gewählt haben.

Nicht nur Kandidatinnen und Kandidaten exponieren sich. Wer einen Zettel einwirft, sagt mit seiner Wahl etwas über sich selbst, seine Werte, seine Sicht auf die Anforderungen an ein Amt: „Was brauchts?“ Über die aktuellen Wahlen hinaus beeinflusst dies, wer sich künftig für welche öffentliche Aufgabe zur Wahl stellt.

Einer öffentlichen Wahl eigen ist, dass die Ergebnisse publik und so für das berufliche Fortkommen ein Risiko sind. Zudem kann sich jedermann und jederfrau beteiligen, ohne Qualifikationsverfahren. Das kann fähige Leute fernhalten und vorsichtige, die sicher sein wollen, dass sie bestehen können.

Den Besonderheiten einer Wahl stehen für die Gewählten die Wirkungsmöglichkeiten gegenüber. Wer sie nutzt, exponiert sich zwar, eckt an, hat dafür eine sinnerfüllte Tätigkeit. Gerade für jüngere Generationen ist die Sinnfrage wichtig. Und so gesehen fühle ich mich jung genug für die kommende Amtsdauer. Danke fürs Vertrauen!

Ist

Der Französisch-Unterricht liegt schon Jahrzehnte zurück. Italienisch habe ich nie richtig gelernt. Dank ein bisschen Latei kann ich mir immerhin aus Wortstämmen etwas zusammenreimen.

Wie erhält man sich Sprachkennntnisse, die man nicht aktiv braucht? Das einfachste Sprachtraining gibts für mich mit den dreisprachigen Lebensmittelpackungen. Durch Vergleich lernt man so, dass Zusammensetzung ‚composition‘ oder ‚composizione’ heisst.

Interessanterweise ist Dreisprachigkeit im Lebensmittelgesetz nicht vorgeschrieben, es müsste nur eine Landessprache auf der Packung sein. Die dreisprachige Bezeichnung ergibt sich aus marktwirtschaftlichen Überlegungen der Produzenten und des Handels.

Migros, Coop und Co. sorgen freiwillig für minimale Sprachkenntnisse von Herrn und Frau Schweizer und zusätzlich fürs Bewusstsein: ‚Man ist, was man isst!‘

120 km/h

Der Autobahnzubringer in Oberbüren wird neu. Und man staunt, wie gut der Verkehr trotz der Bauarbeiten fliesst. Ob das damit zu tun, dass die ständige wechselnde Signalisation höhere Aufmerksamkeit erfordert, dass langsameres Fahren effizienter einfädeln lässt?

Kürzlich, am Tag der offenen Tür, präsentierte das Team des Nationalstrassenunterhalts Gebiet IV die Wirksamkeit der grossen gelben Stossdämpfer, die hinten an den orangen LKWs montiert sind. Sie kommen zum Einsatz, wenn auf der Autobahn gearbeitet wird. Bis zu 10 Mal jährlich krache im Kanton St.Gallen ein Auto in einen solchen Stossdämpfer. Mit etwas Glück überlebe man einen Aufprall mit 120 km/h.

Überhaupt erlebt man hinter den Bauabschrankungen so einiges, angefangen von Steinen, die von Reifen seitwärts wegspicken, bis zu Müll, der einem um die Ohren fliegt. Und ab und zu eben auch jemand, der quer durch die Elemente donnert.

Auf die Baustelle schimpfen ist ok. Wichtiger sind die Menschen, die dort ihren Job machen.

Kopiert

Stillschweigend nimmt man an, dass mit dem technischen Fortschritt alles besser wird. So auch der Fotokopierer. Irrtum. Das neue Modell ist langsamer, kann nicht mehr lochen, nur halbbatzig heften und vor allem gibts dauernd Papierstau. Und man muss sich mühsam mit dem Schlüssel identifizieren, damit das Gerät nur jene Kopien ausspuckt, die für mich bestimmt sind. Immerhin kostet die Kopie weniger als vorher, wenn man Zeit und Ärger ausser Acht lässt.

Versuchsweise habe ich eine Banknote auf den Kopierer gelegt. Mit erstaunlichem Ergebnis. Das Blatt blieb weiss. Der Kopierer detektierte die böse Tat.

Gut zu wissen, dass man nicht kann, was man nicht darf.