Nur der Chef

Im Auto mit einem selbständigen Unternehmer, 57. Die Freisprech-Anlage läutet, der Sohn, 28, am Telefon: «Du, Kurt will unbedingt wegen des Auftrags mit Dir reden. Ich habe alle Details mit ihm besprochen. Habe ihm auch angeboten, vorbei zu kommen und den Auftrag zu besprechen. Er will partout nicht. Er will Dich!» Zufällig werde ich Zeuge einer grossen Herausforderung unserer Zeit. Die Nachfolge-Regelung. Ein Thema, das vielen Unternehmern auf dem Magen liegt. Die Früchte der eigenen Arbeit weitergeben ist wohl etwas vom Schönsten. Und etwas vom Anspruchsvollsten. Der Unternehmer hat jahrelang jeden Franken, jede Minute und jeden Gedanken in sein Unternehmen investiert. Ist der Nachfolger reif? Kann er’s? Das wiederum kann dieser nur beweisen, wenn er auch ran darf. Noch ist die Geschäftsübergabe an die Jungmannschaft nicht erfolgt, der Patron muss noch, soll noch, darf noch.

Als Gemeindepräsident solche Gespräche mitbekommen, offenbart die Schwierigkeit: Es ist nicht einfach, dem Sohn Mut zu machen und gleichzeitig dann halt doch – im Sinn des Auftrags – mit Kurt zu reden. Einfacher wäre es, wenn der Auftraggeber, also Kurt, dem Sohn eine Chance gibt. Auf dass dieser seine Fehler selbst machen kann. Das bringt alle weiter. Denn es werden auch andere Fehler sein als die des Patrons.

PS: Gilt wohl auch für Mütter und Töchter.