Ausländer

Wie wird ein Ausländer zum Inländer? Als der Kanton St.Gallen vor 212 Jahren gegründet wurde, dauerte die Reise von Uzwil nach Mels SG etwa gleich lang wie heute mit dem Auto nach Zagreb, Pisa oder Bremen. Unser Ratsschreiber Marcel De Tomasi ist von Mels. Historisch betrachtet ist er «unser verwaltungsinterner Ausländer» und als Chef der Kanzlei zuständig für die Einbürgerungsverfahren. Der Gemeinderat prüft dann die Gesuche: Beziehungen zu Schweizern muss man pflegen, Deutsch auf dem Niveau von B1 beherrschen. An Gesetz und Ordnung muss man sich halten, die Steuern zahlen und die Integration seiner Familie fördern. Die Hürden des St.Galler Bürgerrechtsgesetzes nehmen längst nicht alle Bewerber.

Meine Feststellung aus den Einbürgerungsgesprächen: Ein hoher Anspruch ist wichtig und im Sinn der Kandidaten. Der Pass wäre sonst nichts Wert. Ob wir unsere eigenen Anforderungen auch immer erfüllen? Es gibt viele Menschen, die eingebürgert wurden und stolzere Schweizer sind als wir selbst. Vielleicht, weil das Bürgerrecht nicht einfach in die Wiege gelegt wurde. Ein Mitarbeiter beantwortete gestern die Frage nach seinen Wurzeln sec: «Ich bi vom Mariefried!»