Grillen

Das deutsche Bundesland Thüringen will seine digitale Kommunikation mit Bürger und Wirtschaft optimieren, Electronic Government. Bei einem Arbeitsbesuch in der Schweiz interessierte die Deutschen das Beispiel des Kantons St.Gallen. Wie das, sind wir so fortschrittlich?
Ja! Auf 2019 tritt ein neues Gesetz in Kraft, das den Kanton und die St.Galler Gemeinden international vorbildlich macht. Kein anderer Staat mit einer halbwegs vergleichbaren Rechtsform hat es bisher geschafft, seine Strukturen rechtlich und organisatorisch auf eine Zusammenarbeit über die Staatsebenen auszurichten. Denn oft sind Kanton und Gemeinden nicht gerade «befreundet», jeder macht sein Ding. So auch in Thüringen, wie Minister Georg Maier berichtete. Die Regierung lade jedes Jahr seine Gemeinden zum Austausch ein. Dort gehe es hoch zu und her. Da würden Gemeindepräsidenten mit dem Strick um den Hals oder im Piratenkostüm aufs Podium treten. Da springe auch mal einer in ein mitgebrachtes Schwimmbad um seinen Ärger auszudrücken. «Minister-Grillen» heisse der Anlass in Thüringen. Tja, wir grillen auch, Würste. Fleisch wird grilliert.

Innen oder Aussen

Alte Faustregel: über 30 km/h sind die Wind- und Abroll-Geräusche eines Autos lauter als der Motor. Bei neueren Autos gilt das schon ab 15 km/h. Wenn man ein bisschen nachforscht, findet man viele Einflussgrössen auf den Fahrzeuglärm. Das geht vom Wetter, besonders Nässe, über die Reifenbreite und –grösse, den Fahrzeugtyp und den Belag. Jedes Mal, wenn man die Geschwindigkeit verdoppelt, nimmt der Schall in der dritten bis vierten Potenz zu. Der wichtigste Effekt ist also die Geschwindigkeit.

Ob es Menschen gibt, die ein bestimmtes Mass an Lärm brauchen? Offenbar. Die Fahrzeugingenieure sprechen von Sound-Design. Weil es den Ingenieuren von Jaguar im Innern ihres neuen Elektroauto zu leise ist, bauen sie künstlichen Motorenlärm ein, damit es dröhnt statt surrt.

Der Kanton baute an der Felseggstrasse einen lärmarmen Strassenbelag ein, die Gemeinde tuts noch im aktuellen Abschnitt der Henauerstrasse.

Jeder macht, was er kann. Es kommt eben immer drauf an, ob man drinnen oder draussen ist.

Selbsthemmung

Jeder hat schon eine Schraube ins Holz gedreht. Jede hat schon eine Gitarrensaite zu stimmen versucht und an der kleinen Flügelschraube oben am Hals gedreht.

Drehen, das mechanische Prinzip von Schrauben und Schnecken ist aus praktischer Erfahrung bekannt. Und weshalb hält das, geht nicht von selbst wieder auf?

Selbsthemmung heisst einer der massgeblichen Effekte. Er wird beeinflusst von Neigungswinkeln und Reibung und ist gar nicht so einfach zu erreichen. In einem technisch versierten Ort wie Uzwil wissen viele Leute, welche Steigung ein Gewinde M6 hat, was eine mehrgängige Schnecke ist und welche Rolle die Reibungswärme oder die Gangzahl spielen. Das sind gute Voraussetzungen, Selbsthemmung konstruktiv einzusetzen, nicht nur menschlich oder politisch.

Zwischenspeichern

Kopfrechnen, einst eine ungeliebte Disziplin. Sie macht zunehmend Freude. Weil das immer weniger Leute können? Vielleicht. Vor allem aber auch, weil ich den Wert dieser Fähigkeit immer mehr schätze. Dimensionen abschätzen, Plausibilitäten prüfen. Jüngstes Beispiel ist die Umstellung auf das neue Rechnungsmodell RMSG.

Für eine überschlagsmässige Berechnung oder in einer Diskussion ist der Taschenrechner zu langsam. Alternative? Man könnte das Rechnen auslassen. Das wäre schade. Denn wer hätte das gedacht: Kopfrechnen findet im Gegensatz zum Lesen in der rechten Gehirnhälfte und damit auf der kreativen Seite statt. Wobei nur der Prozess kreativ ist, nicht das Ergebnis.

Wichtig ist Zwischenspeichern. Wenn man 24 mit 133 multiplizieren will, muss man sich Zwischenergebnisse merken, sonst kommt man nicht zum Ende. Im Gegensatz zu diesem Text. Man kommt hier zum Schluss, auch wenn man den Anfang vergessen hat.

Graben

Der Kornspeicher, eines der ältesten Gebäude der Gemeinde, stand dereinst etwa 42 m entfernt von seinen jetzigen Standort im Büelhof. Nach seiner Versetzung mussten wir am alten Standort graben, eine Horde von 5. Klässlern. Mit kleiner Schaufel, Spachtel und Pinsel wurden Schicht um Schicht freigelegt. Wie Forscher fühlten wir uns, alten Zeiten auf der Spur. Scherben, verdächtig geformte Steine und auch Knochen wurden sorgsam aus der Erde gekratzt. Der Geruch von modrigem Erdreich machte das Projekt unvergesslich. Die Erinnerung war denn auch der einzige Erfolg, gefunden haben wir nur Hundeknochen und Abfall.

Wer den Dingen auf den Grund gehen will, muss graben. Dass es keine Garantie für Erfolg gibt, macht die Sache erst spannend. Und berechtigt alle, die es schon immer wussten, zum Kopfschütteln.

Grenze

Man keucht von italienischer Seite mit dem Bike einen Pass hoch. Schotterstrassen, fahrbare Gebirgswege, schöne Landschaft. Der Puls ist in den Ohren, die Kontrolle über die Atmung längst verloren, die Beine sind ’sauer›.

Plötzlich sieht man von weitem eine Fahne flattern, eine Schweizer Fahne auf der Passhöhe. Heimatgefühle, das sichtbare Ziel beflügelt.

Um an die Grenze zu kommen, muss man gelegentlich an die Grenze gehen.

Gefahren

Sonne, Seen, Wolken, Wind und Regen stehen am Anfang des Wasser-Kreislaufes, die Kläranlage am Ende. Jetzt geht es um dieses Ende, um besseres Abwasser. Die Mikroverunreinigungen sollen auch raus, also Medikamente, Chemikalien, Körperpflegemittel, Reinigungsstoffe. Für die Wasserlebewesen sind sie nachweislich schlecht. Das kann auf Dauer nicht gut sein.

Gefahren, die sicht-, hör- oder spürbar sind und sich ankündigen, mit denen kann man einen Umgang finden. Schwieriger ist alles Unsichtbare, Überraschende. Das ist so beim Radfahrer, der lautlos um die Ecke schiesst. Das ist beim Durchfall so, beim Steinschlag und eben auch bei den Mikroverunreinigungen.

Unseren Umgang mit Gefahren erklärte Winston Churchill so: «Ein leidenschaftlicher Raucher, der immer von der Gefahr des Rauchens für die Gesundheit liest, hört in den meisten Fällen auf – zu lesen.» Nur Sie nicht, Sie lesen auf Seite … weiter.

Sensibel

Keine Raketen und keine Vulkane am 1. August, seither gab es kaum Grillparties. Das Feuerwerk- und Feuerverbot wurden bisher gut eingehalten. Das freut mich. Allerdings ist es auch nicht so schwierig, ein Verbot einzuhalten, wenn die Gefahr offensichtlich ist. Dann funktioniert auch die soziale Kontrolle. Zudem wäre es für den Verursacher ziemlich teuer, wenn jemand die Feuerwehr alamiert, weil aus einem Garten ein Grill raucht.

Mehr Schwierigkeiten gibt es mit Geboten und Verboten, deren Handlungsbedarf nicht so offensichtlich ist. Wasser sparen, gesund ernähren, vorsichtig fahren sind Beispiele. Sensibilisieren wird da jeweils von Fachkreisen empfohlen. Auf dass alle so sensibel sind, bis es keiner mehr ist. Bräuchte es dann wieder Feuerwerk?

Dimension

Für viele Dinge haben wir kein natürliches Gefühl, treffen eine Annahme. Die Fachwelt spricht von kognitiven Verzerrungen. Niemand ist vor solchen Irrtümern gefeit. Ein Beispiel: Sie wollen eine Million Franken in 1000-er Noten aufstapeln. Der Papier-Stapel wird 13 cm hoch. Und wie hoch wird eine Milliarde? Die meisten Menschen sagen 13 m.

Ähnliche Herausforderungen gibt es beim Wasser. Wieviel Liter sind ein Kubikmeter und wer braucht wieviel? In der Schweiz brauchen ¼ die Haushalte, ¼ die Landwirtschaft und ½ die Industrie. Den richtigen Massstab zu finden, wenn man Massnahmen treffen muss, ist gar nicht so einfach. Man muss sich hinsetzen und es sich genau überlegen. Einfach aus dem Bauch heraus schnell etwas sagen, ist riskant.

Massstabsfehler können wir vermeiden, wenn wir uns auf solche Fehler aufmerksam machen. Ob mir Hanspeter Schaffner deshalb zum Abschluss seiner geschäftlichen Tätigkeit einen Rechenschieber geschenkt hat? Ein wunderbares Instrument, um sich mit den Dimensionen zu befassen. Und gefreut hat mich, dass Steven Jacobsen, unser Lernender, recht schnell herausgefunden hat, was ein Rechenschieber ist und wie man ihn bedient. Er hat’s mir erklärt. Dimensionen sind anspruchsvoll.

Glück

Dass ein Künstler sein Objekt anpasst, ja verbessert, hat Seltenheitswert. In der Regel ist das Objekt geboren, erstellt und fertig. Das ist ja auch richtig so, unabhängig davon ob das Objekt polarisiert oder verbindet. Denn die Entwicklung findet ja auch beim Menschen statt: wenn er das nächste Mal am Objekt vorbeikommt, ist auch er nicht mehr derselbe.

Das Wasserspiel am Bahnhof wird nun ergänzt. Es wird zum Brunnen. Und es wird freundlicher. Stellvertretend begrüsst Figur «Hans» die Tausenden von Reisenden, die täglich vorbeikommen. Im Militär würde man von Kampfwertsteigerung reden, in der Arbeitswelt würde man eins hochzählen und 2.0, 3.0 oder 4.0 sagen. Dass Hans Thomann seine neue Figur mit dem Anpfiff ‹Schweiz-Schweden› gesetzt hat, ist symbolisch und praktisch.

Neues Spiel, neues Glück.