Kopfkissen

23. Dezember 2016, 16.25 Uhr, Mail-Eingang. Lese, bin nicht besonders überrascht. Alles im längst erwarteten Rahmen. Bis auf die letzten zwei Sätze im Mail. Da gibt es so Fragmente wie „wir verweisen Sie darauf“ – mit Betonung auf „Sie“. Und „fällige juristische Schritte einleiten“. Fällige, nicht allfällige. Es ist die Rede von „publizistisch aufnehmen“, was „sicher nicht nötig“ sein werde. Aha, eine unverblümte und unnötige Drohung. 
Reaktion? Sofort in die Tasten hauen. Zu den Fakten einen zornigen Exkurs zurückschreiben, was man von solchem Geschäftsgebaren halte. Nicht wegen der Rechtslage oder der Sache selbst, wegen des Tons. Alles hat Grenzen.
Wenn man früher am Abend einen geharnischten Brief schrieb, konnte man ihn am Morgen noch aus dem Postausgang fischen. Erkenntnis des Schlafs: Nicht überreagieren, auf unprofessionell professionell reagieren. Gelingt nicht immer. Und Asche aufs Haupt: man machts selbst nicht immer besser. 
Heute liegt zwischen Schreiben und Senden nur ein Mausklick. Der Zeitdruck ist hoch. Unters Kopfkissen legen, drüber schlafen ist noch schwieriger geworden. Aber nötiger.