Hilfe

«Hilfe und Pflege zu Hause», das ist kurz und bündig die Spitex. Ein kleiner Einblick in die tägliche Arbeit zeigt: zuerst soziale Kompetenzen, dann Fachkenntnisse. Weshalb? Ob im Haushalt oder bei der Pflege, nur wer Vertrauen hat, lässt sich helfen. Das braucht positive Erfahrungen. Eine solche war für mich die Begleitung von Esther Andermatt, Spitex-Mitarbeiterin und ausgebildete Krankenschwester, im Arbeitsalltag.

Start
Esther Andermatt klemmt sich kurz vor 7 Uhr ihre Tasche unter den Arm, wirft einen Blick auf die Tafel. Im Büro der Spitex in Oberbüren hängt die Einsatzplanung mit der Übersicht über alle Mitarbeitende: Was ist heute besonders, gibt es zusätzliche Aufträge? Im Schwick hat Esther Andermatt ihre heutige Tour im Kopf und ergänzt die Ausrüstung aus dem «Verbandskasten». Los geht’s: Zuerst den Taschen-Computer mit der elektronischen Zeiterfassung, dann das Auto starten.

Augentropfen und Small-Talk
Herr A. wartet in X. schon auf seine Augentropfen. Er macht sich’s im Lehnstuhl bequem und hält geduldig still. Ein bekanntes Prozedere, angereichert mit einer Prise Small-Talk. Wäre heute nicht der Arzt-Termin, so kämen auch die Füsse dran. Herr A. ist sozial gut einbettet, hat Familie in der Nähe. Esther Andermatt hält Rundum-Schau. Es ist alles, wie’s sein muss. Ein herzliches Adieu, auf bald. Und im Taschen-Computer Zeit und Material nachführen, damit fair abgerechnet werden kann.

Schicksal-Schlag und steile Treppe
Wir bleiben in X. Ein Ehepaar lebt in seiner Wohnung im ersten Obergeschoss. Während Esther Andermatt der Frau im Bad bei der Körperpflege hilft, schenkt mir Herr B. ein paar Blitzlichter aus seiner Lebensgeschichte. Seine Frau erlitt vor 10 Jahren einen Schlaganfall, just nach seiner Pensionierung. Seither ist der Aktionsradius des Ehepaars auf Wohnung und Terrasse beschränkt. Ausflüge, Besuche sind nur selten möglich. Die Treppe zur Wohnung ist so steil und schmal, dass sie nur mit grössten Anstrengungen zu überwinden ist. Herr B. hatte sich den Ruhestand anders vorgestellt. Die Spitex kommt täglich. Das gibt Struktur im Alltag und Abwechslung.

Ebenerdige Wohnung
5 Minuten später misst Esther Andermatt bei Frau C. den Blutdruck, kontrolliert die Medikamenten-Box, zieht die Latex-Handschuhe über und macht Fusspflege. Frau C. wohnt in einem Mehrfamilienhaus, im Erdgeschoss, alles gut erreichbar, Laden, Post, Bank, öffentlicher Verkehr. Frau C. erzählt, Esther Andermatt hört zu. Das spürbare Vertrauensverhältnis ist das Ergebnis des längeren Austauschs.

Veränderungen unterstützen
Kaum läutet Esther Andermatt an ihrer nächsten «Station», empfängt uns Hundegebell. Wir steigen durchs dunkle Treppenhaus ins Obergeschoss. Frau D. weist ihren Hund in die Schranken und bittet zum Küchentisch. Frau D. ist gesundheitlich stark angeschlagen, hatte Alkohol-Probleme. Sie erzählt von ihren Bemühungen, ihre Wohnsituation zu verbessern. Esther Andermatt bestärkt sie. Ob die Zeit reif ist? Esther Andermatt macht ihr Mut, sich nach einer «besseren» Wohnung umzusehen und checkt dabei Blutwerte und Medikamente.

Kontakte zu Nachbarn «gerettet»
Gute Stimmung beim Ehepaar E. Herr E. ist wegen einer Lungenfibrose ans Bett gefesselt, dennoch gut gelaunt und freut sich über den Besuch und die Sonne. Der Weg vom Bett zum Bad ist für ihn eine halbe Weltreise und nur mit zusätzlichem Sauerstoff zu bewältigen. Während Esther Andermatt bei der Körperpflege hilft und umlagert, höre ich von Frau E., wie es ihnen gelungen ist, die langjährigen nachbarschaftlichen Beziehungen ins neue Umfeld «mitzuzügeln». Der krankheitsbedingte Umzug vom Einfamilienhaus im Nachbardorf in die Wohnung ist den beiden leichter gefallen, weil sie ihre sozialen Kontakte behalten konnten – auch dank eigener Anstrengungen.

Und immer wieder erfasst Esther Andermatt die erbrachten Dienstleistungen, verwendetes Material und verabreichte Medikamente in ihrem Taschencomputer Auf der Fahrt zum nächsten Dorf erzählt sie aus ihrem Erfahrungsschatz: «Die Menschen können, wollen länger zu Hause bleiben. Entscheidend ist nicht allein die Spitex, sondern das Zusammenspiel von Arzt, Pflegeorganisationen und dem privaten Umfeld». Ordnung und Ernährung Im nächsten Dorf besucht Esther Andermatt eine ältere Dame, die allein in ihrem Einfamilienhaus lebt. Etwas mehr Ordnung wäre kein Fehler, frische Luft auch nicht und die Essenreste lassen schliessen, dass die Frau sich nicht mehr regelmässig ernährt. Dass es der Frau körperlich einigermassen gut geht, dass sie ihre Medikamente einnimmt und eine Grundpflege erhält, dafür sorgt die Spitex. Wo ist aber die Grenze? Ab wann kann ein Mensch auch mit Spitex-Betreuung nicht mehr zu Hause sein? Die Veränderung einzuleiten braucht Fingerspitzen-Gefühl.

Administration muss sein
Vor der Mittagspause kehrt Esther Andermatt zum Stützpunkt zurück, informiert Astrid Fuchs über die Besonderheiten und kleinen Geschichten. Astrid Fuchs ist auf die Informationen angewiesen: sie plant die Einsätze. Die Dossiers wollen nachgeführt und der Computer gefüttert sein, auf dass die Kommunikation mit Ärzten und Krankenkassen optimal klappt.

Lösungsansatz: Gute Beispiele zeigen
Meine Gedanken: Hilfe annehmen ist eine grosse Herausforderung. Weshalb gelingt das den einen besser als den anderen? Ist das nur charakterbedingt oder das Ergebnis von Erfahrungen? Dass man in dieser Weise in viele Privatleben Einblick nehmen kann, ist keine Selbstverständlichkeit. Distanz macht es einfacher, Vergleiche zu ziehen. Menschen tun sich mit Veränderungen schwer. Die Körperkraft nimmt ab. Die Haltung «wozu noch?» nimmt zu. Weshalb hat ein Ehepaar den Umzug in eine altersgerechte Wohnung rechtzeitig geschafft und das andere Paar den Zeitpunkt verpasst? Veränderungen angehen braucht eine Reserve, eine geistige und körperliche Reserve. Und es braucht positive Beispiele, dass Veränderung eine grosse Chance ist. Dass man das schaffen kann, dass es nicht nur teurer werden muss, dass man Freiheiten gewinnt, dass man seine Kontakte auch an einem neuen Wohnort weiterpflegen kann. Mut machen an Hand von positiven Beispielen – das war die Reise mit der Spitex wert.

Weltrekord

Die erste Spannung ist weg: Das grösste Schnitzel der Welt war mit 200 kg das schwerste und bei aller Rekordjagd tip-top zum Essen. Ob der Welt-Rekord-Versuch Guinness Buch-würdig ist, wird später in London entschieden.

Ein Rekordversuch soll ja risikobehaftet sein. Wer würde sich sonst dafür interessieren? Mir gefiel die «Übungsanlage». Es braucht mehr Know-how als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Wir wissen jetzt, dass Fleisch zusammengeklebt werden kann, mit einem Enzym aus japanischer Baumrinde.

Die Ideen, was und wie man auch noch hätte können, die blieben nicht aus. Für mich ist Muskelkraft trotzdem spektakulärer als ein hydraulischer Hebe- und Wendeprozess mit eingebauter Wägvorrichtung.

Erst im Nachhinein hab ich festgestellt, wie der MC Niederhelfenschwil und Metzger Philipp Krucker ihren Rekordversuch aufgezogen haben, nämlich mit einem Minimum an Papier. Was mündlich abgemacht wurde gilt. Selbst der Waagmeister Felix Sulser, der für ein korrektes Messergebnis sorgen musste, hatte einfach mal nebenbei mündlich zugesagt, da zu sein. So staunte er belustigt, dass er an besagtem Abend sogar eine offizielle Rolle übernehmen müsse.

Und es funktioniert. Man macht etwas ab, es klappt. Pünktlich. Korrekt. Vollständig. Ohne Papier. Das ist zwar nicht rekordverdächtig, aber etwas, von dem wir mehr machen sollten. Es macht auch mehr «Spass» als der eingeschriebene Brief, dem ich mich jetzt zuwenden sollte – oder soll ich auch mündlich versuchen?

Klappe zu

Was ist los? Sonst macht er seine Klappe auch immer auf!

Der Grüngut-Container streikte am Samstag. Hydraulik-Schlauch geplatzt. Dem Bauamt und dem Elektriker blieb nichts anderes übrig, als «defekt» hinzuschreiben. Der Schlauch wurde am Montag ersetzt. Der Container funktioniert wieder.

Solche Pannen sind zum Glück selten. Kundenfreundlich sein bedeutet gelegentlich «Klappe halten». Das hat das Bauamt gemacht und 2 ½ Stunden lang das Grüngut in den Container geworfen, das in der Umgebung «abgestellt» wurde.

Mir erlaube ich die Bitte: Wenn Sie, geschätzte Gärtnerinnen und Gärtner, ihr Grüngut in einem solchen Fall ausnahmsweise wieder mitnehmen, wäre das nett. Holen Sie bitte Ihr Gebinde ab, es liegt beim Container. Am Montag wird es entsorgt.

Krawatte

Im Normalfall kommen Sie mit fünf Bürgerversammlungen an zwei Abenden über die Runde. Bürgerpflicht erfüllt. Ok, das Studium der Amtsberichte von Kirche, Schule, Wasserkorporation, Oberstufe und Gemeinde braucht auch Zeit. Dafür wissen Sie, dass jetzt 2 833 Einwohner bei uns wohnen, dass wir 53 Baubewilligungen ausgestellt haben, dass der Steuerfuss Ende 2010 überprüft werden muss und dass die Feuerwehr neue Brandschutz-Jacken braucht. Sie wissen, dass wir Ende 2010 noch 1,6 Mio Franken auf der hohen Kante haben und 621 000 Franken minus machen. Wenn Sie am 24. März 2010 dabei sind, dann wissen Sie, ob wir ernst machen können mit dem Abbruch leerer Häuser.

Das «Erlebnis» von elf Bürgerversammlungen an vier Abenden bleibt wohl allein mir vorbehalten. Die Gesamtheit dieser Versammlungen ist ein guter Gradmesser für den Zustand unserer Demokratie: Sie funktioniert gut, ist sehr aufwändig. Einige Arbeiten werden mehrfach gemacht. Dass die Organisation von Schulen und Gemeinde aufs Tapet kommt, ist sicher kein Fehler. Vorteil dieser Versammlungen: Es gibt viele Kurz-Gespräche. Die schätze ich sehr, auch wenn meine Namen-Datenbank im Kopf ob der schieren Menge manchmal Nachhilfe braucht. Haben Sie ein Anliegen, sagen Sie’s!

Jede Präsidentin, jeder Vorsitzende unserer elf Körperschaften führt «seine» Versammlung auf seine Weise. Hier mit Charme, warm, humorvoll, dort zügig, sach- und zahlenorientiert, speditiv. Interessant, wie man die selbe Aufgabe so unterschiedlich anpacken kann. Besonders kompliziert sind die Verfahren zwar nicht. Trotzdem gibt’s auch für gut Vorbereite genug Potenzial, ins Schwitzen zu kommen. Wer sich das antut, ist ein kleiner Masochist. Wie viel bequemer ist es, aus der Zuschauer-Position dem Gang der Geschäfte zu folgen, sich an der zu kurzen Krawatte zu amüsieren und das Wort, nach dem der vorne verzweifelt sucht, still auf der eigenen Zunge zergehen zu lassen.

Danke sagen ist ein heikles Geschäft: Zu lang, zu kurz, jemanden vergessen, nicht zuständig. Im Amtsbericht habe ich’s ausgelassen. Drum danke ich namens des Gemeinderats an dieser Stelle allen Behördemitgliedern und allen, die für die Gemeinde eine Aufgabe erledigt haben, herzlich für den Einsatz.

Von Telefon- und anderen Geschäften

Sales Huber, unser Dorfarzt, tritt nach fast 30 Jahren kürzer. Er selbst hatte sich den Menschen mit Leib und Seele verschrieben. Das hat wohl ebenso viel genützt wie all die Pflästerli, Pillen und Sälbeli, die er verordnete. «Ein kleines Helfersyndrom muss man schon haben», schmunzelte er kürzlich: Rund um die Uhr erreichbar sein wollen, sich echt um die Menschen und ihre Geschichten kümmern, das kostet Substanz. Vertrauen gewinnen mit Fachkompetenz. Menschlichkeit als Medizin. Arzt sein, der seine Patienten auch mal in die Arme nimmt. Besonders die Anfangsjahre seien streng gewesen. Dass er in dieser Zeit auch noch zum Schulratspräsidenten «verknurrt» wurde, sieht er rückblickend gelassener als damals. Ist Sales Huber von einer Sache überzeugt, kämpft er. Das galt für den Kiesabbau im Hohrain, für die Alterssiedlung Rotachhof oder «sein» Spital in Endamariek. Er ist ein belesener Mann, kennt die Müsterchen rund um die Gemeinde wie kein Zweiter. Darum sind die Diskussionen mit dem grossen Mann, der sich im Gespräch so herzlich nach vorn beugt, für mich spannend und bereichernd.

Sales Huber pflegte dem Vernehmen nach strenge Ordnung in den Dossiers seiner Patienten. Besser gefällt mir sein Gedächtnis. Wenn er erzählt, wie er einen Vater per Telefon bei einer Geburt unterstützte, wie er einen Menschen in den Tod begleitete oder wie er einen, der nicht hören wollte, aus seiner Praxis schmiss, dann ist für mich spürbar, wie Sales Huber mit «seinen» anvertrauten Menschen mitlebt.

Ein herzliches Dankeschön, Sales Huber, dass Du unser Dorfarzt warst!

Skilager, wer macht’s?

Wäre ich je nach Tenna ins Safiental gekommen, wenn es das Skilager nicht gegeben hätte? Kaum! Wäre ich je nachts aus dem 3. Stock eines Lagerhauses gesprungen und in den 2 Metern Neuschnee fast ertrunken, ohne Skilager? Die wunderbare Erinnerung an die Disco: Damen links, Herren rechts. Skilager sei Dank. Oder die nächtlichen Ausflüge über die Feuerleiter, die einen generalstabsmässigen Wachtdienst der Lehrerschaft nötig machten?

Heute, da meine Frau und ich zum dritten Mal in verschiedener Funktion an einem Skilager teilnehmen, sehe ich auch die andere Seite: Verantwortung, wenn ein Kind auf der Piste verloren geht. Was tun bei einem Unfall? Grippe-Epidemie und Durchfall im Haus. Die lange Liste der Spezial-Medikamente, Epilepsie hier, Ritalin dort. Handy-Verbot durchsetzen. Auf der Piste sollten die Kinder etwas lernen, auch die Anti-Talente. Abend-Programm: Fackelmarsch, Schlitteln, Casino-Abend. Handy-Verbot durchsetzen. Ordnung im Schuhraum, im Schlafzimmer. Haben die eigentlich mal die Unterhosen gewechselt? Trösten nach dem Telefon mit dem Mami. Auf dem Heimweg zwei Stunden Verspätung, weil der Car defekt ist – Folge ist ein Handy-Gewitter.

Immer mehr Schulen überlegen sich, aufs Skilager zu verzichten. «Wer macht‘s?» ist die häufigste Frage. Will die «alte Garde» abtreten, stellt sich die Frage der Nachfolge. Und dann gibt‘s noch die komischen Begründungen, ein Skilager sei zu teuer. Oder zu gefährlich. Schwangerschaften nicht ausgeschlossen.

Ohne Risiko kein Lernen. Die Kosten für «Massnahmen», die wir als Gemeinde zahlen, damit Menschen später das Einmal-Eins des Zusammenlebens auf engem Raum lernen, sind ausserordentlich hoch. Da sind mir (Ski-) Lager lieber. Ermöglichen wir unserer Jugend positive Erlebnisse und trauen ihnen negative zu! Ich freue mich, dass es an unseren Schulen obligatorische (Ski-) Lager gibt! Man muss nicht überall wählen können – ausnahmsweise.
Ein öffentlicher Dank den Lehrern und Leitern unserer Gemeinde und auch den Schulräten: ein (Ski-)Lager braucht Standfestigkeit – auf allen Ebenen!

Übeltäter

Am 27. Dezember läutet um 9 Uhr das Telefon. Aufstehen vom Zmorge. Tele-Top am Apparat. Ein Journalist: «Was sagen Sie zum Saubanner-Zug in Zuckenriet»? Mein erstauntes «Hä» löst die Frage aus, ob ich denn die News der Kantonspolizei nicht mit dem Frühstück verspeiste? Gott bewahre – es ist Sonntag. Mein Hunger nach Unfällen und Verbrechen ist nicht so gross, zu keiner Tageszeit. Worum es denn gehe? Der Journalist: «In der letzten Nacht haben Unbekannte im Schlossberg-Quartier einen Sachschaden von Hunderttausenden Franken verursacht. Publizieren Sie jetzt auch wie Niederbüren die Namen der Täter?» Hoppla! Hunderttausende Franken, das muss ja aussehen! Die Kernfrage des Reporters bleibt: «Folgen Sie dem Beispiel von Niederbüren und publizieren Sie die Namen der Täter?»

Nach einem Anruf bei der Kantonspolizei ist die Schadensumme um zwei Stellen reduziert, immerhin. Dafür weiss ich jetzt, dass 19 Haushalte betroffen sind. Ich weiss, dass die Täterschaft (noch) nicht bekannt ist. Ergo gibt es keine Namen zu publizieren. Der Medienchef der Polizei gibt mir den Tipp: Es ist besser, wenn Sie vor der Kamera Stellung nehmen. Gesendet wird eh. Vor der Kamera will der Journalist wissen, ob wir‘s denn täten, die Namen publizieren? Meine Meinung: Das ist nur eine von mehreren Möglichkeiten. Sicher nicht die erste und nicht sicher die beste. Die beste Möglichkeit ist, dass die Täter zu ihrer Tat stehen. Auch noch besser ist, wenn Polizei, Schule, die Gemeinde und die Bevölkerung für enge Maschen sorgen. Das tun sie. Gerade vor 15 Minuten war die Schulleitung der Oberstufe da. Die Schule greift die Thematik auf. Die Bevölkerung ist eingeladen, die Augen offen zu halten und Ungereimtheiten der Polizei zu melden. Immer.

Namen von jugendlichen Tätern publizieren wirkt eher auf die Erziehungsverantwortlichen als auf die Jugendlichen selbst. Wenn die Medien «Mumm» hätten, würden sie Eltern fragen, ob sie ihre Aufsichtspflicht nicht etwas gar vernachlässigt hätten? Statt Bilder von Chaoten zu zeigen, würden sie besser kritische Texte mit Geist schreiben – das ist weniger «sexy» für Täter. Und schon gar nicht sollen die Medien in solchen Themen Gemeindepräsidenten ins Zentrum rücken. Das nützt weder den Geschädigten noch heilt es Täter.

Gschiider schlauer

Hand aufs Herz: Haben Sie etwas anderes erwartet, als dass Gemeindepräsidenten eine heisse Kartoffel hin- und herschieben? Die jüngste Aufführung von Theater Lenggenwil «Das gefrorene Herz» liefert besten Anschauungsunterricht. Die beiden Dorfkönige von Hinter- und Vorderau haben sich doch ganz gut verkauft, oder? (Öffentliche) Aufgaben auf Kosten anderer erfüllen, diese Haltung ist weder neu noch ist sie so schnell aus der Welt geschafft. Es hätte ja klappen können. Und ist das nicht Ihre stille Erwartung, dass Gemeinderäte und -präsidenten die Vorteile für die Gemeinde optimieren?

Das «gefrorene Herz» bringt einfach auf den Punkt, was beim Steuerwettbewerb, bei den Sozialkosten, beim Stadttheater oder im Bildungswesen gang und gäbe ist. Und weil die Hoffnung aufs grosse Geld und die Imprägnierung gegen Ausgaben allgegenwärtig ist, ist es einfach, bei der jüngsten Aufführung nur halbwegs betroffen zu sein. Jeder darf sich als Opfer und Täter fühlen und das in Form von bester Unterhaltung.

Etwas hat mich besonders amüsiert: Die «Leiche des Schirmflickers» legte sich rechtzeitig vor Beginn des zweiten Akts selbst mit einem Büscheli Holz als Kopfkissen wieder an den alten Platz auf die Bühne.

So lange Todgesagte noch so agil sind muss man sich fragen, ob das Spiel noch viel abgekarteter war, als es schien? Wie hiess es doch im Stück: mengmol wär‘s gschiider, mä wär schlauer!

PS: Die einfachste Form der Ironie besteht darin, das Gegenteil von dem zu sagen, was man meint.

Wo ist mein Geld?

Tag der offenen Tür bei einer Bank. Eine Einladung für Bankräuber? Die Raiffeisenbank Niederhelfenschwil macht‘s trotzdem. Schön ist sie geworden, die offene Schalterhalle. Modern, die geschwungene Theke mit integriertem Tresor und harmonisch das Kunstwerk von Ruedi Huber.

Es sei schon gewöhnungsbedürftig, dass man so gut in die Bank hineinsehe. Entscheidender finde ich, dass die Bank jetzt viel besser hinaussieht. Wer seine Kunden richtig beraten will, der muss wissen, wo ihnen der Schuh drückt, was ihr Anliegen ist, wo der Kunde gern Unterstützung hätte. Logisch, dass man seine Kunden sehen muss, möglichst früh.

Am Gemeindehaus müssten wir wohl die Vorhänge runter nehmen. Umbauen werden wir nicht. Dafür haben wir zu wenig «Mäuse».

Haben Sie sich beim Rundgang durch die schönen Büros, durch die Wertzone und vor allem im Tresorraum auch gefragt: «Wo ist mein Geld?» Müssten sich im Keller der Bank nicht die Goldbarren stapeln? Und wo ist das viele Münz von all den Kässeli, die geleert werden?

Nachdem Sie Ihr Geld bei der Raiffeisenbank nicht gefunden haben, ein Tip. Suchen Sie im Garten – dort ist die andere Bank!

Es raucht

Als Privatperson und Nichtraucher fühle ich mich in rauchfreien Restaurants wohler. Nicht nur wegen der Gesundheit, sondern weil’s (mir) spätestens beim Tritt über die Hausschwelle stinkt. Das tut aber nichts zur Sache. Ich wähle selbst, wohin ich gehe und wohin nicht. Und gelegentlich nehme ich kleine Übel in Kauf, nicht nur Rauch. Ob ich mehr in Restaurants sässe, weil alle rauchfrei sind? Ich zweifle.

Als Gemeindepräsident ärgert mich der Kantonsrat: Gelegentlich müssten die Mitglieder des Kantonsrats verpflichtet werden, ihre eigenen Gesetze zu vollziehen. Das wäre heilsam, gerade am Beispiel des Rauchens. Mit wenig Fantasie wäre das politische Hick-hack um den Schutz vor Passivrauchen vorhersehbar gewesen.

Wenn Gemeinden wie Flums oder Sevelen schreiben, dass sie einfach alle Gesuche um Ausnahmebewilligungen blanko oder befristet bewilligen, ist das zwar fantasievoller, aber in zweifacher Hinsicht eine Bankrott-Erklärung: Wozu braucht es eine Gemeinde, wenn sie konfliktbeladene Situationen nicht lösen will? Kann die Gemeinde vom Bürger Gesetzestreue einfordern, wenn sie selbst in die Trickkiste greift?

Nun soll der Vollzugsbeginn, ursprünglich auf den 1. Oktober 2008 geplant, verschoben werden. Die Gründe dafür sind angesichts der Volksinitiative «Schutz vor Passivrauchen für alle» auf Bundesebene zwar einleuchtend. Ersatzlos zu streichen ist das Argument, die Gemeinden wären nicht in der Lage, dieses Gesetz rechtzeitig zu vollziehen.

Der gutschweizerische Kompromiss ist nicht für alle Lebenslagen geeignet und die Einzelfall-Gerechtigkeit stösst an Grenzen. Der Gesetzgeber soll sich für oder gegen den Rauch entscheiden, ohne Ausnahmen. Bis es soweit ist, wird in Niederhelfenschwil jedes Gesuch ernsthaft behandelt. Die Gastwirte haben noch bis Ende Monat Zeit, sich für ein Modell zu entscheiden.