Fehler

Inhalt, Zahl, Zeitpunkt, der Fehlerquellen sind viele. Auch der Stil bietet Potenziale.

Was ist wichtiger?

Mehr richtig oder weniger falsch machen?

Wir werden es sehen. Am Freitag Abend machen wir den Test. Mit den Jungbürgerinnen und Jungbürgern. Es haben sich … von … angemeldet. Ich freue mich auf diese kleine Zahl. Denn wir werden eine Stadt bauen, in einem Strategie-Spiel, gegeneinander und miteinander, Gemeinderat eingeschlossen.

Die Klasse wird sich von der Masse unterscheiden, in der Qualität der Gedanken, der Form des Dialogs, der Tat. Lieber mit weniger Jugendlichen, dafür gut. Wir machen mit unseren Jungen ein Experiment. Auf dass wir aus Fehlern lernen können, den eigenen und den von anderen. Sei’s in Inhalt. Zahl oder Zeitpunkt.

PS: Haben Sie den Fehler im Geschäftsbericht entdeckt? Wir sehen uns am 26. zur «richtigen» Bürgerversammlung

Von hinten

Ein Griff, ein Schritt, ein Ruck und die Kehrricht-Säcke fliegen in den Laderaum des ZAB-LKW. Ich darf auch, einen Tag lang, bring mit jeder Hand grad einen Sack knapp über die Ladekante. Marco Weingart und Marc Hofer schaffen locker das Doppelt und Dreifache. Sieht leicht aus, sind 4 x 12 Tonnen, jeden Tag.

Mein Ziel: Die Gemeinde von hinten erleben. Was verraten die Menschen in den Quartieren den beiden «Beladern»? Grosszügig. Sparsam. Bünzlig. Schluderig. Umsichtig? Säcke erzählen Geschichten. Es gibt Kreativität «wie pack ich 70 in 35 Liter?» und Schlaumeiereien.

Der Auftrag ist zwar einfach, den Kopf immer bei der Sache zu haben, nicht so leicht. Als mir eine mit Auto fast über die Füsse fährt, denke ich «blöde K …»!

Ob wir unsere Siedlungsplanung anpassen müssten? Andrea Schönenberger zirkelt den LKW zentimetergenau durch die Quartiere. Mehr zentrale Sammelstellen einrichten? Die Chauffeuse schaut für ihre Mannschaft hinten, steigt bei einem grossen Haufen aus, hilft. Grosser Haufen? Container sind viel effizienter. Dafür hat’s dort oft eine Sauerei. Habe viel gelernt. Als ich am nächsten Morgen früh Marc und Marco in Flawil gut gelaunt auf ihrem Trittbrett stehen sehe, ist für mich Abfall definitiv zum Wertstoff geworden.

Einschalten

Grosse Schneeflocken. Verschneite Bäume. Weisse Strassen. Gleissende Sonne. Was fehlte einem Winter im Oktober? Am Angebot kanns nicht liegen. Die Grossverteiler wissen schon seit Februar was wir zwischen Oktober und Dezember kaufen werden. Wir Kunden sind analysiert. In Zielgruppen aufgeteilt, etwa in Früh- und Spätkäufer. Mich also über verfrühte Zimtsternen, Glühwein und Mandarinen aufregen? Ich sehe es neu als Indiz, dass ich offenbar nicht zur angepeilten Zielgruppe gehöre.

Widerstand gegen die Gesetze von Natur und Wirtschaft ist zwecklos. Auch der Kanton macht, was er gut findet. Zu dieser Einsicht gehört zuerst ein Quantum «meckern», dann die Aktion als Reaktion. Wie wir als Gemeinde den Himmel sehen, wie wir auf den frühen Wintereinbruch reagieren, lesen Sie im Geschäftsbericht
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Gehören Sie zur Zielgruppe, die sich auf die ehrwürdige Uzwiler Weihnachtsbeleuchtung freut? Dann freuen Sie sich auf den 2. Dezember. Dann wird unsere Beleuchtung eingeschaltet, für einen vollkommenen Winterauftakt. Wann genau Sie dafür im Uzwiler Zentrum sein müssen, lesen Sie später.

Was bist Du Wert?

170 Unterschriften. So viele Einladungen habe ich kürzlich unterzeichnet. Ich wollte die jungen Leute, die dieses Jahr 18 geworden sind, persönlich zur Bürgerversammlung vom 26. November einladen. 5 Sekunden brauchte ich für eine Unterschrift, inklusive blättern. 170 mal 5 Sekunden, also 14 Minuten lang unterschreiben. Ich fragte eine Mitarbeitende: «Was hat das gekostet?» Sie lacht mich an: «Weiss ich, was Du Wert bist?». Als Gemeindepräsident ist das nicht so klar. Sie dürfen aber davon ausgehen, dass ich mir diese Frage immer wieder stelle. 20 Minuten ist meine Zielgrösse für diese Texte. Drum höre ich hier auf. Dafür hoffe ich, dass die 14 Minuten unterschreiben gut investiert sind.

Pontius

Schneller, kürzer, dichter. Die Welt rückt digital zusammen. Ob ein drahtloses Netzwerk, ein öffentliches W-LAN etwas für Uzwil wäre? Man könnte dann überall ins Internet.

«Können Sie mir heute Auskunft zum Thema W-LAN geben?» fragte mich Raffael Decrusch, neuer Mitarbeiter von fürstenlandTV, am Telefon. «Um 10:30 Uhr habe ich 20 Minuten Zeit. Kommen Sie ins Gemeindehaus?»

10:45 Uhr. Rafael Decrusch keucht mit Filmausrüstung und Stativ an. Verspätet. Wir müssen uns beeilen. Ein paar Sätze in die Kamera, ein paar zusätzliche Bilder. Rafael Decrusch erzählt nebenher seine Odyssee:

Er hatte nach «Gemeinde Uzwil» gesucht. Sein iphone lotste ihn zur FEG Uzwil, zur freien evangelischen Gemeinde am Standort Oberuzwil. Ein netter Herr erklärte ihm den Weg an die Flawilerstrasse 3, zur Gemeindeverwaltung Oberuzwil. Dort: Hier sei er falsch. Keel heisse hier Egger. Die Gemeindeverwaltung Uzwil sei an der Flawilerstrasse 2, aber in Niederuzwil. Dort am Schalter des Einwohneramts: Irrtum. Der Gemeindepräsident sei an der Bahnhofstrasse 115, in Uzwil.

Neuerdings müssen Journalisten auch sportlich sein. In 15 Minuten Uzwil’s Strukturen kennen lernen, das schafft nicht jeder.

Image

Meine Büronachbarin hat mir einen hübschen Pack Chröpfli auf den Pult gestellt. Mit einem Zettel drunter. Und wie sie mir versicherte, hat sie den Pack zuvor genau untersucht, sicherheitshalber. Wollte nach der Herkunft forschen. Fragte sich, ob die Guetzli wohl vergiftet sein könnten. Denn der Humor des Überbringers war ihr nicht ganz geheuer. Wie kommt ein Kirchberger namens Locher dazu, dem Uzwiler Gemeindepräsidenten ein Geschenk zu machen? Und ihr dazu eine Botschaft zu diktieren: «Der Gemeindepräsident hat die Chance nicht genutzt, sein Image zu verschlechtern. Drum soll er sich an diesen Chröpfli die Zähne ausbeissen».

Liebe Äbtissin Mutter Bernarda: die Chröpfli des Klosters Glattburg schmecken nach wie vor ausgezeichnet. Ich mag sie tatsächlich am liebsten steinhart.

Dur und Moll

Am Montag angerufen. Am Mittwoch mitgespielt. Robert Hayden White kann kein Wort deutsch, noch nicht. Er ist amerikanischer Austausch-Student. Spielt Trompete. Suchte Anschluss. Und fand ihn bei der Jugendmusik. So einfach geht das in Uzwil. Wie ich hörte mit dem richtigen Ton.

Am Mittwoch haben wir die Neuzuzüger in Uzwil begrüsst. Sie haben sich herausgewagt. Statt abends in die Pantoffeln in den Gemeindesaal. Sie wollen Uzwilerinnen und Uzwiler kennen lernen. Wissen, wo und wie hier die Musik spielt.

Wir zeigen unsere Gemeinde in Dur, auch wenn die Finanzlage jetzt Moll verlangen würde.

Hinterher

Die Diskussion im Rössli Henau letzten Montag war heiss: der Bahnhof Algetshausen ist umkämpft. Das war er vor hundert Jahren, das ist er heute. Spricht Regierungsrat Beni Würth von der Achse Zürich – München geht ein Raunen durch die Menge. Was? Algetshausen soll ein paar Ausländern geopfert werden? Spricht der Gemeindepräsident von Niemandsland, ist die Quittung des Publikums unüberhörbar.

Ja, gleichzeitig Denken und Sprechen ist riskant, bei Fragen aus dem Publikum spontan antworten nicht immer einfach. Hinterher könnte man sich ohrfeigen. Hätte noch dies und das sagen müssen. Die beste Formulierung kommt leider erst vor dem Einschlafen.

Das wird am 13. September 2012 nicht anders sein. Dann geht’s um die verkehrsberuhigenden Massnahmen an der Schulhausstrasse in Henau. Ich nehme an, dass wir keine allumfassende Zufriedenheit erreichen können. Es wird zu reden geben. Mit allen Risiken, vor allem mit dem Risiko, hinterher klüger zu sein.

Aus dem fahrenden Zug

Der Blick aus dem fahrenden Zug eröffnet 2 Perspektiven: Entweder man fixiert einen Punkt in der Ferne und sucht sprunghaft alle 10 Sekunden einen neuen, weil die Welt vorübergezogen ist. Oder man riskiert die dauernde Bewegungsunschärfe.

Wie im Leben. Die Auswahl ist nicht immer riesig:
Sparen oder investieren.
Wachsen oder schrumpfen.
Delegieren oder selber machen.

Der Budgetprozess in der Gemeinde läuft. Der Bahnhof, an dem wir aussteigen wollten, wird geschlossen. Realistisch betrachtet können wir das kurzfristig nicht aufholen. Was uns der Kanton mitteilt, stört unseren Reiseplan empfindlich. Wir müssen mit Betriebsunterbrüchen, Verspätungen und Zugsausfällen rechnen.

Darüber kann man sich ärgern, sehr ärgern. Nutzen wir die Chance des Zwangshalts und befassen uns mit den Fahrgästen im selben Zug. Das macht glücklicher. Potentiale zeigen sich nicht immer beim Blick durchs Fenster.

Alter Geist

Der Henauer Arthur Fräfel hat eine neue Schnapsbrennerei. Keine gewöhnliche. Eine Hochwertige für Hochprozentiges. Die Kirschen werden im kühlen Keller 3 Wochen gegärt. Der gebrannte Kirsch kommt dann auf den Estrich, dort ist’s wärmer. Der Schnaps altere so schneller und werde reicher im Geschmack.

Eine vergessene Erkenntnis wird wieder modern: Altern macht besser! Warum sich also immer so angestrengt dagegen wehren? Am letzten Samstag war unser Jubilaren-Anlass. Ich traf Menschen mit 90, 95, 100 und mehr Jahren, die sehr wach im Geist sind.

Ein bisschen Geist hält den Geist jung – am besten ist er genug gealtert.