Flexibel

Gesellschaftliche Veränderungen lassen sich an Bauten ablesen. Bis vor rund 60 Jahren war wichtig, wie man nach aussen wirkt. Alte Bilder zeigen Menschen stets mit Kleid oder Anzug, Krawatte und Hut – gepflegte Aussenwirkung. So auch die Gebäude vor 1960. Fenster sind symmetrisch angeordnet, die Fassade sauber gegliedert, mit dekorativen Elementen, der Hauseingang sagt «herzlich willkommen». Aussen bestimmt, was innen ist.

Und dann der Wandel. Es ist nicht mehr wichtig, wie ich gesehen werde, sondern wie und was ich sehe. Fenster werden zu Löchern in der Fassade für Licht und Sicht. Die Garage wird zum Eingang. Das Gebäudes muss innen passen. Wie es für andere wirkt, ist sekundär.

Sich von gesellschaftlichen Zwängen befreien, ist ein Gewinn. Nur bestimmt die «Ich-Baute» des Nachbarn die freie Sicht, die ich gesucht habe, mehr als mein eigenes Haus: Man blickt ja nun von innen nach aussen.

Der nächste Entwicklungsschritt? Es gibt riesige Bildschirme. Sie könnten Fassade (aussen) und Fenster (innen) sein. Passend zu unserer Gesellschaft: Immer schön flexibel bleiben.