Krawatte

Im Normalfall kommen Sie mit fünf Bürgerversammlungen an zwei Abenden über die Runde. Bürgerpflicht erfüllt. Ok, das Studium der Amtsberichte von Kirche, Schule, Wasserkorporation, Oberstufe und Gemeinde braucht auch Zeit. Dafür wissen Sie, dass jetzt 2 833 Einwohner bei uns wohnen, dass wir 53 Baubewilligungen ausgestellt haben, dass der Steuerfuss Ende 2010 überprüft werden muss und dass die Feuerwehr neue Brandschutz-Jacken braucht. Sie wissen, dass wir Ende 2010 noch 1,6 Mio Franken auf der hohen Kante haben und 621 000 Franken minus machen. Wenn Sie am 24. März 2010 dabei sind, dann wissen Sie, ob wir ernst machen können mit dem Abbruch leerer Häuser.

Das «Erlebnis» von elf Bürgerversammlungen an vier Abenden bleibt wohl allein mir vorbehalten. Die Gesamtheit dieser Versammlungen ist ein guter Gradmesser für den Zustand unserer Demokratie: Sie funktioniert gut, ist sehr aufwändig. Einige Arbeiten werden mehrfach gemacht. Dass die Organisation von Schulen und Gemeinde aufs Tapet kommt, ist sicher kein Fehler. Vorteil dieser Versammlungen: Es gibt viele Kurz-Gespräche. Die schätze ich sehr, auch wenn meine Namen-Datenbank im Kopf ob der schieren Menge manchmal Nachhilfe braucht. Haben Sie ein Anliegen, sagen Sie’s!

Jede Präsidentin, jeder Vorsitzende unserer elf Körperschaften führt «seine» Versammlung auf seine Weise. Hier mit Charme, warm, humorvoll, dort zügig, sach- und zahlenorientiert, speditiv. Interessant, wie man die selbe Aufgabe so unterschiedlich anpacken kann. Besonders kompliziert sind die Verfahren zwar nicht. Trotzdem gibt’s auch für gut Vorbereite genug Potenzial, ins Schwitzen zu kommen. Wer sich das antut, ist ein kleiner Masochist. Wie viel bequemer ist es, aus der Zuschauer-Position dem Gang der Geschäfte zu folgen, sich an der zu kurzen Krawatte zu amüsieren und das Wort, nach dem der vorne verzweifelt sucht, still auf der eigenen Zunge zergehen zu lassen.

Danke sagen ist ein heikles Geschäft: Zu lang, zu kurz, jemanden vergessen, nicht zuständig. Im Amtsbericht habe ich’s ausgelassen. Drum danke ich namens des Gemeinderats an dieser Stelle allen Behördemitgliedern und allen, die für die Gemeinde eine Aufgabe erledigt haben, herzlich für den Einsatz.