Auf welcher Seite

Was auf den ersten Blick düpiert, ist auf den zweiten amüsant, ja bereichernd. Nehmen Sie das neue Jahr vor allem von einer Seite, der humorvollen. Weshalb? Ein Müsterchen aus dem Jahr 2007:

Die Unterhaltungsabende der Musikgesellschaften sind schön übers Jahr verteilt. Die Programme sind allenorts hörens-, die Moderation sehenswert. Stets strapaziert das folgende Theater Lach- und Gesässmuskeln. Die Musikgesellschaft Niederhelfenschwil hat als einzige ein Einsehen mit ihren Gästen, die nicht schon ab 19 Uhr bei Most und Bratwurst warten wollen. Sie reserviert Plätze. Und das tat ich dann auch rechtzeitig, telefonisch, das Programmheft mit den Sitz-Nummern vor Augen: Plätze 11 und 13, mit dem Rücken zum Fenster, in der Mitte der hinteren Tischreihe der Aula. Beste Voraussetzungen für einen entspannten Abend.

So stand ich mit meiner Frau um 10 vor 8 oben an der fünften Tischreihe und zweifelte an meinem Denkvermögen. Die ungeraden Platz-Nummern auf der rechten Tischseite – die mit dem Rücken zu Wand – waren ausnahmslos besetzt. Nur auf der linken Tischseite gab es noch zwei freie Stühle. Wir hangelten uns durch die Reihen, vorbei an den Nummern 24, 22, 20, 18, 16 hin zu 13 und 11, neben 12. Das heftige Flüstern dreier Damen gesetzteren Alters liess eine Ahnung aufsteigen. Die Eselohren der wieder-aufgeklebten Nummer-Etiketten lieferten die Bestätigung.

Und so verbrachten wir einen angeregten Abend, in dessen Verlauf wir mehr über die Leute auf der Bühne erfuhren, als es die freie Sicht erlaubt hätte. Eine andere als die erwartete Perspektive hält vieles, auch einen Unterhaltungsabend, in besserer Erinnerung. Vor allem können wir immer wieder schmunzeln, eingedenk, dass die Erinnerung farbiger malt.

Ich wünsche Ihnen, dass das Neue Jahr Sie gelegentlich auch überrascht, düpiert, amüsiert. Dass es kleine Episoden stiftet, die Sie schmunzeln lassen, eine Erinnerung wert sind.