Stolz

Wie immer, wenn der Gemeinderat eines der 7 Uzwiler Dörfer besucht, nimmt das Thema Verkehr viel Raum ein. So auch im Stolzenberg. Und oft schliessen sich Anliegen gegenseitig aus wie breitere Strassen und trotzdem tiefere Geschwindigkeiten. Wer sich selbst und sein Verkehrsverhalten reflektiert, weiss dass, auch dass eine Tempo-Tafel allein wenig nützt. Der Mensch schätzt die Umgebung ein und wählt dann die für ihn ‚zulässige‘ Geschwindigkeit. Sei es auf dem Bike über Wurzeln im Wald, mit den Skis im Steilhang oder eben mit dem Auto durch den Stolzenberg.

Und wie so oft setzen sich Menschen für andere ein, mit guter Absicht, auch mit ihrer Lebenserfahrung. Dass sich Grosseltern um Enkel sorgen, ist richtig und gehört zum menschlichen Reifeprozess. So auch W.S., er fragt den Gemeindepräsidenten vor versammeltem Dorf pathetisch: „Und die arme Chind, wie gönd denn die i d‘Schuel?“ Worauf S. G., ein 9-jähriges Stolzenbergler Mädchen die Sache subito klärt: „Mir gönd z‘Fuess oder mit em Velo!“

Kreuz

Es liegt in der Natur der Sache, dass man sich an einer Kreuzung kreuzt, also in die Quere kommt. Weil man selten allein unterwegs ist und weil sich jemand in eine andere Richtung bewegt.

Wie schlimm ist das? Es kommt auf die Konsequenzen an. Viel hat mit Timing zu tun und der Frage, ob man sich kreuzen will.

An der Augartenkreuzung kann man diese philosophischen Fragen ganz real diskutieren. Zudem garantieren Kreuzungsfragen viel politische Aufmerksamkeit.

Das Kreuz durch einen Kreis zu ersetzen ist beim Uzwiler Gemeinderat ‚unten durch‘.

Winkel

Tote Winkel gibt es im Strassenverkehr, im Militär, bei Videoüberwachungen, im Klassenzimmer. Sie sind eine ständige, mithin tödliche Gefahr. Mit allerlei technischen Hilfsmitteln wird dem toten Winkel zu Leibe gerückt, vorzugsweise mit Spiegeln und intelligenten Kamerasystemen.

So ist es auch im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben. Nicht jeder Winkel ist einsehbar, nicht jede Bewegung ersichtlich, bei bestem Bemühen.

Dem Thema toter Winkel kann ich nichts mehr beifügen, es liegt ausserhalb meines Blickwinkels. Drum endet hier dieser Text.

Nur noch das: Achten Sie auf tote Winkel, vor allem als LKW-, Auto- und Velofahrer – der Frühling kommt.

Gestreift

Ausgeprägte Muster müssen im Kampf ums Überleben einen Vorteil haben. Drum hat das Zebra Streifen. Da sind sich Biologen einig. Ob das Streifen-Muster im Strassenverkehr Anwendung deshalb findet? Fussgänger-Streifen gibt’s seit 1949. Für Biologen offen ist, ob Zebras mit ihren Streifen verwirren oder lästige Insekten fern halten wollen. Mindestens so kontrovers ist die Diskussion im Strassenverkehr. Zu viele Streifen, zu wenige Streifen, am falschen Ort. Die Einen wollen zurück zum alten Regime ohne Vortritt. Die Anderen fragen sich, wie man beim heutigen Verkehr ohne Streifen überhaupt noch über die Strasse kommt.

Die gelben Balken regeln den Vortritt. Sicherheit schaffen sie nur indirekt. In einer Kampagne überprüft der Kanton auf seinen Strassen die Fussgänger-Streifen, hebt einige auf oder passt sie an. Im Eiltempo. So auch an der Gupfenstrasse. Neu endet ein Übergang an der Waldburgstrasse im Nichts. Jetzt muss die Gemeinde nachbessern. Die Lösung? Noch nicht einmal gestreift.

Pendeln

Jeder Mensch könne pendeln, erfasse Schwingungen von Lebewesen und Gegenständen. Pendeln sei reine Übungssache. Selbst hartnäckige Kritiker müssten mit der Zeit erkennen, dass am Pendeln was dran sei. Pendeln sei eine uralte Praktik und der Nutzen mit modernen Methoden erforscht.

Pendeln bedeutet auch Verkehrschaos, volle Züge, Steuerabzüge. Im Jahr 2000 brauchten die Menschen in der Schweiz durchschnittlich etwa 23 Minuten für einen Weg zum Arbeitsplatz, heute sind es etwa 32 Minuten. Im Tagesablauf seien die Menschen zur Pendel-Zeit am unzufriedensten, schreibt Professor Mathias Binswanger. Die tägliche Völkerwanderung sei unnötig und eine Form der Selbstkasteiung. Trotzdem halten es viele Menschen für notwendig.

Uzwil hat auf 12 500 Einwohner rund 7 000 Arbeitsplätze, hat also das Potenzial für kurze Weg und zufriedene Menschen. Fakten oder Intuition: Wollen wir pendeln?