Fragen

Mittagszeit, im Postauto. Haltestelle Marienfried. Der Chauffeur öffnet die Türe, um weitere Gäste einzulassen. Draussen hüpfen drei Knirpse mit gelben Streifen und Schülerthek verlegen von einem Bein aufs andere. Sie strahlen über alle Backen. Ihre Frage liegt in der Luft. Einer getraut sich einen halben Schritt vor, nimmt seinen Mut zusammen: «Dürfen wir mitfahren? Nur bis zur nächsten Haltestelle?» Soviel kindlicher Charme erweicht des Chauffeuren Herz. Er winkt sie schmunzelnd herein. Wie auf Knopfdruck stürmen die Drei ins Fahrzeug und klemmen sich auf die vordersten Sitze, stolz wie Könige. Beim Aussteigen winken sie begeistert ins Cockpit zurück.

Fragen lohnt sich, die kleine Geschichte ist der Beweis. Man kommt damit weiter als man denkt und macht Freude. Hhhhmm, ist auch Gelegenheit zur Selbstreflektion. Wie lange wird es noch dauern, bis die Knirpse lieber ihr Handy fragen? Das frage ich mich. Und Sie.

Gold

Ein Zettel steckt an der Windschutzscheibe. Schon wieder will jemand mein Auto kaufen, zum Schrottwert oder für den Export. Kurz darauf finde ich in der Post den nächsten miserabel gestalteten Zettel: «Ich kaufe Ihr Altgold zum Tageshöchstkurs!» Ok, der Goldkurs liegt immer noch auf dem Niveau von 2009 und höher als in den 30 Jahren davor. Nur: Gold habe ich keins und unseriöse Angebote qualifizieren sich selbst. Aber die Idee, wertvolle Materialien in ausgedienten Gegenständen sinnvoll zu verwerten, die verdient schon mehr Beachtung – «urban mining» heisst der Trend. Paradebeispiel: Aus einer Tonne ausgedienter Handys könne man 280 Gramm Gold gewinnen, die besten Goldminen liefern nur 5 Gramm Gold je Tonne Material. Aber nur, wenn man’s richtig entsorgt und aufbereitet. Ich behalte mein neues altes Auto. Wer wirft schon Gold weg.