Freiheit

In Nizza mordet ein Attentäter blindwütig. In den USA werden Polizisten in einen Hinterhalt gelockt, von einem Kriegsveteranen erschossen. Brutale Realitäten, leider. Man könnte die Nachrichten, die einen schlecht schlafen lassen, beliebig fortsetzen.

Im Anschluss wird jemand verantwortlich gemacht, ein amtierender Politiker, ein Sicherheitschef. Und irgend jemand behauptet, dass man das alles hätte verhindern können.

Ein Einzelner soll die Tat eines Einzelnen verhindern können. Was mich erstaunt, dass das offenbar jemand ernsthaft glaubt. Da werden einer Person, auch einer Organisation, überirdische Fähigkeiten zugeschrieben. Wäre es nicht viel glaubhafter, wenn ein Präsidentschaftskandidat sagen würde: «Da wäre wahrscheinlich auch ich, mit meinem Team, machtlos gewesen?» Das wäre die andere Art, die Freiheit zu verteidigen, ganz nach George Orwell: «Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen!» Testen Sie sich spätestens am 1. August.

Helvetia

Ein aufregendes Erlebnis, so eine Geburt. Erprobter Vorgang mit hohem emotionalen Potenzial. Und viel Grund zum Feiern. Was fürs königliche Baby Georg gilt, trifft auch für die Schweiz zu – schliesslich ist bald 1. August.

Monarchie und Demokratie brauchen Geburtstage. Weil beide ins Sommerloch fallen, füllt das Zeitungsspalten. Mit Betrachtungen über die königlichen Figuren und den steuerbefreiten Wirtschaftsfaktor Königreich. Mit Plädoyers für Einheit, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit.

Wozu so ein Geburtstag sonst noch gut ist? Man kann die eigene Bereitschaft zur Toleranz testen. Man stelle sich vor: am Nationalfeiertag würden 3 Stunden die Glocken läuten wie für das königliche Baby. Umgekehrt sind 41 britische Bollerschüsse fürs Baby im Vergleich zur flächendeckenden Kraft des Schweizer Feuerwerks bescheiden. Als Ausgleich könnte man am 1. August auch wieder einmal die alte Nationalhymne singen, zu Ehren der Queen, Helvetia.