Barfuss

19:15 Uhr. Nach 1,5 km schwimmen in der Badi Hosenbeine hochkrempeln, barfuss in den Feierabend. Komme am Gemeindehaus an der Flawilerstrasse vorbei. Leute stehen im Garten. Was machen die da? Neugierig trampe ich in einen kleinen Anlass. Die Verwaltungsleitung begrüsste gerade Sara Russo, Seraina Hofstetter und Lukas Butz mit ihren Eltern. Die jungen Leute starten im August mit der KV-Lehre bei uns. Und da kommt der Gemeindepräsident barfuss – welch ein erster Eindruck! Wie in den Gesichtern zu lesen war, wirkt barfuss laufen weder besonders kompetent noch autoritär. Und ist drum in den Kleidervorschriften der Gemeinde nicht vorgesehen. Ein 90-jähriger meinte kürzlich in einem Gespräch, dass er viel mehr hätte barfuss laufen sollen. Aufgeschlagene Zehen, Kieswege und frisch gemähte Wiesen, Bergbäche, Schneefelder, Rosschnecken, heisse Teerflächen – all diese Dinge hätten barfuss einen höheren Erinnerungswert. Man weiss, wie der Grund ist, wo man steht, fühlt sich verbunden. Es härtet ab, gibt Hornhaut und die Möglichkeit, peinliche Momente schönzureden.