Reisezeit

07:08 Uhr, Hauptverkehrszeit, will mit dem Zug nach St.Gallen. Ich wähle einen Stehplatz im Eingangsbereich, drück mich in eine Ecke, um fünf jungen Damen Platz zu machen. Die Teenies diskutieren. Bewusst versuche ich, dem intimen Gespräch über neuste Frisuren nicht zuzuhören, fühle mich belustigt deplatziert, starre an die Decke, aus dem Türfenster. Trotz Weghören erfahre ich unfreiwillig, wie man sich selbst mit Hilfe eines Schwamms ein Kunstwerk auf den Kopf flechtet, spiegelverkehrt nota bene. Ich könnte das nicht.

Muss schmunzeln, als eine junge Frau wortreich beschreibt, wie sie extra um fünf Uhr aufsteht, um das Badezimmer eine halbe Stunde für sich zu haben, ohne den Vater, der stört. 

Hat sie grad mich angeschaut? Ich sag ja gar nichts. Wer für sich sein will, muss eben früher ins Bad. Oder früher auf den Zug.