Steuern

«Steuern» oder «steuern», die Bedeutung von Substantiv und Verb könnten unterschiedlicher kaum sein. Als Lenker, Pilot oder Kapitän bestimmt man den Weg und das Ziel, als Steuerzahler beides nicht, scheinbar. Kein Wunder ist «steuern» beliebter als «Steuern». Die Schweiz möchte deshalb ein möglichst wenig ungerechtes System, wie sichs für eine Demokratie gehört. Das System wird dennoch immer komplexer. Mit der Regelungsdichte steigt die Zahl der Ausnahmen und damit der Schlupflöcher. Automatische Meldungen sind das Gegenmittel. Aus dem Bankenwesen kennt man sie schon. Jetzt kommt das auch im Steuerwesen. Algorithmen prüfen uns auf Herz und Nieren, melden, was nicht zusammenpasst. Nicht nur zu meiner Freude. Technische Helferlein mögen dem Steueramt die Arbeit erleichtern. Immerhin musste man wegen der Steuererklärung einmal im Jahr Kassensturz machen. Das ist nicht so schlecht. Und die Selbstdeklaration nimmt einen als Staatsbürger in die Pflicht. Fällt sie weg, sinkt zwangsläufig die Identifikation mit dem Gemeinwesen: Es kommt nicht mehr auf mein Gefühl von Ehr und Redlichkeit an. Nicht mehr, was ich von mir selbst deklariere, sondern was die Technik für plausibel hält. Steuern ist vielleicht doch steuern.